BODENHEIM – Jugendtheater, gibt es überhaupt noch? An Schulen vielleicht, denkt man. Und in der Ortsgemeinde Bodenheim! ‚Schuld‘ daran tragen sein Gründer Johannes Schöller und die gleichberechtigte Regieassistentin Sara Gardt, die es beide verstehen, junge Menschen für die Bretter zu begeistern, die die Welt bedeuten. Leider mussten die beiden „Krabat“-Aufführungen Corona-bedingt verschoben werden.

Ein normaler Donnerstagabend Anfang März, kurz vor Sieben. Ein gutes Dutzend Jugendlicher wartete lebhaft diskutierend vor dem Kulturkeller im Bürgerhaus Dolles auf Sara Gardt. Pünktlich um 19.00 Uhr trifft die Studentin ein, klärt zügig Organisatorisches, sammelt Textbücher ein und beginnt konzentriert mit der Probenarbeit. Es werden ausgewählte Szenen trainiert. Ein Darsteller fehlt. Sofort findet sich Ersatz, mit Textbuch, versteht sich. Natürliche Autorität ausstrahlend lobt die junge Regisseurin die AktuerInnen, gibt Anweisungen und lässt Szenen wiederholen. Die Hinweise sind angekommen, wie die erneute Umsetzung zeigt. Nach einer Stunde intensivem Arbeitens verabschiedet man sich zur nächsten Probe, dann mittwochs.
Dürrenmatt, Dickens …
Das Jugendtheater in Bodenheim feiert im kommenden Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Angespornt durch die Aufführungen der „Großen“ wandten sich 2011 junge Leute an Johannes Schöller und fanden dort weit offene Ohren. Mittlerweile wurden bereits Dürrenmatts „Physiker“ und „Der Besuch der alten Dame“, Dickens „Weihnachtsgeschichte“, „Momo“ und „Herr der Diebe“ aufgeführt. Zum Teil in kommerziellen Bühnenbearbeitungen für Kinder und Jugendliche, zum Teil in Dialogfassungen von Schöller selbst. Und jetzt „Krabat“ in der Bühnenfassung von Nina Achimnow. „Unsere Jugendlichen sind im Schnitt 15 bis 16 Jahre alt. Für die meisten ist ‚Krabat‘ das erste Theaterprojekt auf der Jugendbühne“, sagt Sara Gardt nach der Probe. Die Hauptrolle wird von Ellen Nelle gespielt, die wegen deren Abiturvorbereitung für ihre Vorgängerin eingesprungen ist. „Sie hat sich sehr schnell in die Rolle eingearbeitet“, was der Probenbeobachter bestätigen kann.
„Applaus“
Hinter der gesamten Theaterarbeit steht der Förderverein „Applaus e. V. Theaterbühne Bodenheim“ mit einem theatererprobten Vorstand. Dank der finanziellen Unterstützung dieses Vereins konnten bereits Kostüme bestellt und Materialien für die Kulisse eingekauft werden. So an diesem Abend zeitgleich zur Probe durch Johannes Schöller geschehen. Denn am darauffolgenden Wochenende baute die gesamte Gruppe das Bühnenbild zu „Krabat“.

Auf ein Neues
Und wenige Tage später mussten die beiden für den 20. und 21. März terminierten Aufführungen aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. „Die Enttäuschung war groß. In den letzten Wochen war der ‚Endspurt‘ richtig zu spüren. Der Text war gelernt, die Kostüme anprobiert und das Bühnenbild gebaut. Die Proben liefen richtig gut und jeder war positiv aufgeregt“, schreibt Sara Gardt auf Anfrage von Journal Lokal. Die Aufführungen sollen im Herbst 2020 nachgeholt werden, wozu man die Terminkalender noch abgleichen muss.
Großer Lichtblick: „Wir freuen uns jetzt auf das Probenwochenende, zu dem wir im Herbst noch einmal zusammen wegfahren.“
Ulrich Nilles