Start Hessen 7. Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2020 geht an Nikolaus Stein

7. Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2020 geht an Nikolaus Stein

HOFHEIM Der in Berlin lebende Fotograf Nikolaus Stein erhält den Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2020. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis wird alle drei Jahre vergeben und ist mit einer Ausstellung im Stadtmuseum Hofheim verbunden. Zusammen mit dem Preisträger werden dort elf weitere Positionen aktueller Schwarzweißfotografie gezeigt.

In diesem Jahr haben sich 51 Fotografen mit insgesamt 226 eingesendeten Schwarzweiß-Fotografien zum Thema „Fremder Blick“ beworben.

Die Jury hat aus dieser Gruppe zwölf Favoriten für die Ausstellung gewählt und daraus den Preisträger bestimmt. Mitglieder der Jury waren Dr. Beate Kemfert, Vorstand Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim, Sybille Fendt, Hochschule Hannover,  Freddy Langer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Chris Becher, Preisträger Marta Hoepffner-Preis 2017 sowie Ralf Dingeldein, Marta Hoepffner-Gesellschaft e.V.

Das Foto von Nikolas Stein: #3 aus der Serie „graal“, 2019 –
Foto: Nikolaus Stein

Begründung der Jury für die Preisvergabe an Nikolaus Stein:
Der Fotograf Nikolas Stein inszeniert das Thema des „Fremden Blicks“ in der Serie „graal“ überraschend. Dabei sind sowohl die formalen als auch inhaltlichen Umsetzungen seiner verschiedenen Einzelbilder überzeugend gelungen. Inspiriert von dem mittelalterlichen Roman Li Contes del Graal begibt er sich auf eine Suche nach Bildern zwischen Mystik und Wahnsinn, Orientierungslosigkeit und Skurrilität.

Zum Teil baut Nikolas Stein seine Bildkompositionen grafisch mit geraden Liniengerüsten auf. Blickrichtungen unterstützen dann längliche Gegenstände wie Flinten auf ein Gully-Loch oder ein in die Luft gereckter Finger auf ein kurioses Flugzeug am Haken.

Zum anderen erzielt er malerische Wirkungen in weiter Landschaft oder durch den Einsatz von Unschärfe. Wenn Nikolas Stein Schatten als Kompositionselement nutzt, abstrahiert er nicht nur seine Bildsprache, sondern lädt besonders zu Assoziationen ein. So erscheint ein Schattenbild einer menschlichen Figur durch die Verbindung mit vorhandenen Spuren auf dem Asphalt wie eine fiktive Gestalt mit tierischen Fühlern. Ob witzige Metamorphosen oder skurrile Begebenheiten – bei den Fotografien von Nikolaus Stein geht es weniger um eine Verortung oder Gegenstandsbeschreibung, vielmehr zeigt er Widersprüchliches im Zusammenspiel von Mensch und Objekt oder seinem Lebensraum.

Nikolaus Stein versteht es, faszinierende und geheimnisvolle Geschichten zu erzählen. Mit Perspektiven- und Szenenwechseln erzeugt er Spannungsbögen, in denen Raum, Personen und Handlungen zum Vexierbild eines nicht zu begreifenden, teils beängstigenden, teils humorvollen „Fremden Blicks“ werden.

Die Jury erwähnt außerdem lobend den Fotografen Aristidis Schnelzer mit seiner Fotoarbeit „Peter Holly“:
Aristidis Schnelzer wagt es, einen Menschen in seiner ganzen Verletzlichkeit zu zeigen. Er entscheidet sich bewusst, nicht den Alltag des Obdachlosen Peter zu beschreiben, sondern ausschließlich an der Oberfläche seines Körpers und durch den Ausdruck seiner Blicke, die Schwere seines Lebens zu erahnen. Diese intensive Auseinandersetzung mit einem Menschen, der am Rande der Gesellschaft lebt, berührt und zwingt gleichzeitig in unverblümter Deutlichkeit dort hinzuschauen, wo wir unsere Blicke normalerweise abwenden.

Ab dem 21. Juni werden neben dem Preisträger Nikolaus Stein in der Ausstellung „Fremder Blick“ im Stadtmuseum Hofheim Arbeiten der folgenden Fotografen zu sehen sein:
Arhun Aksakal, Louisa Bäcker, Bastian Gehbauer, Ronja Hermann, Tanita Hub, Alexander Klang, Milan Koch, Michael Paul Romstöck, Aristidis Schnelzer, Fabian Stransky und Marcus Wiechmann.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Zum vierten Mal stiftet das Porsche Zentrum Hofheim den Marta Hoepffner-Preis für Fotografie.

Bürgermeister Christian Vogt hat in diesem Jahr die Schirmherrschaft für den Marta Hoepffner-Preis übernommen.

Wesentliche Förderung erfahren Ausstellung und Katalog durch den Förderkreis Stadtmuseum Hofheim am Taunus e.V., das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Mainova AG.

Magistrat der Kreisstadt Hofheim am Taunus