LAUBENHEIM – Das blanke Entsetzen steht ihnen noch beim Erzählen ins Gesicht geschrieben. Wehrführer Stefan Köbel und Vorsitzender Sascha Porth der Laubenheimer Feuerwehr stehen noch Tage nach zwei Wochenendeinsätzen in Bad-Neuenahr/Ahrweiler unter dem Eindruck des Erlebten. Mit sechs Mitgliedern der Wehr fuhr man mit der Feuerwehr Mainz in das Katastrophengebiet. Drei Löschzüge mit über 100 Feuerwehrleuten bewegten sich in Richtung des Einsatzgebiets. Dies war ein offiziell angeordneter Einsatz im Auftrag der ADD Trier (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion). Dort übernahm man die Feuerwehrtätigkeit am Standort der örtlichen Wehren und stellte den sog. Grundschutz sicher. Damit hatten die einheimischen Feuerwehrleute erstmals die Chance, einmal zu verschnaufen und dann die Möglichkeit, sich um die Schäden und Verwüstungen ihrer eigenen Häuser zu kümmern. Am zweiten Tag fuhren die Laubenheimer dann einige Einsätze. Hierbei wurden u.a. Rettungsdienste unterstützt, die nicht an verletzte Personen in Häusern herankamen. Aufgeschütteter Schutt und Schlamm machten die Eingänge zu den betroffenen Gebäuden unbegehbar. Anschließend wurden im benachbarten Walporzheim Keller leergepumpt, vermisste Personen gesucht und

Foto: FF Laubenheim
Straßen freigeräumt. Am 23. Juli ging es um sechs Uhr morgens mit 14 Helfern als reine Aktion des Vereins mit der vereinseigenen Feldküche nach Heimersheim an der Unterahr, einen Stadtteil von Bad-Neuenahr/Ahrweiler. Der Transport der Feldküche wurde ermöglicht mit einem kostenlos zur Verfügung gestellten Fahrzeug der Firma Iveco und einem Anhänger der Firma Muy. Außerdem half die Mainzer Berufsfeuerwehr mit einem großen LKW aus. Auch ein Stromaggregat war in den Konvoi integriert. Der Laubenheimer Edeka Markt spendierte 500 Portionen Eintopf.

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Die in der Feldküche nicht eingesetzten Kräfte brachten die zahlreichen Sachspenden wie Schaufeln und Besen des Obi-Baumarktes Wiesbaden-Biebrich sowie Schubkarren der Firma KST Ströher, Wöllstein, zur Säuberung der Häuser nach Dernau und Kloster Marienthal. Am Freitagabend sowie am Samstag versorgte man mehrere 100 örtliche Helfer und Anwohner mit Frühstück und einer warmen Mahlzeit. Für viele davon war dies das erste warme Essen seit längerer Zeit. Auch der frische Kaffee erfreute sich großen Zuspruchs. In ihren gemeinsamen Statements erzählten Stefan Köbel und Sascha Porth von ihren privaten Eindrücken. Sähe man nur die Bilder im TV, könne man die wahre Katastrophe nur erahnen. Begreifbar wird die Situation erst, wenn man vor Ort die Schäden sieht, die die unfassbare Wassermenge hinterließ. „Was wir sahen, ist einfach nur mit dem Wort surreal zu bezeichnen. Es hat uns die Sprache verschlagen und überstieg unser Fassungsvermögen. Viele Einzelschicksale wurden uns hautnah vermittelt. Das Ganze übertraf unsere größten Befürchtungen. Niemand von uns hatte je etwas auch nur annähernd Ähnliches erlebt!“ Anwohner berichteten, dass die Flutwelle in Sekundenschnelle über die Orte walzte. Das Wasser kam durch die Fenster in die Häuser geschossen. Jüngere Leute schafften es gerade noch bis in die Obergeschosse. Da fragte man sich: Was haben alte Leute und kleine Kinder gemacht? Wenn man durch die Straßen fuhr, sah man kein einziges Haus, das verschont geblieben war. Die alten Fachwerkhäuser traf es am härtesten Auf der Heimfahrt von Walporzheim auf der Bundesstraße 267 war nur die linke Spur befahrbar, da auf der rechten Seite kilometerlang nur LKWs Schutt neben der Straße abluden. Da hatte man den Eindruck: „Da liegt ein ganzer Ort!“ Am Samstagabend kam alle Helfer dann total erschöpft aber zufrieden in Laubenheim an. Der großartige Einsatz als wichtiges Mosaiksteinchen einer einmaligen bundesweiten Hilfsaktion wird immer im Gedächtnis der Laubenheimer Wehr haften bleibt. Auf eine Wiederholung wird gerne verzichtet.
Klaus Schmitt