
RÜSSELSHEIM – Nach 75 Jahren konnte eine Familie aus Nancy von ihrem verstorbenen Vater und Großvater Abschied nehmen. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Udo Bausch besuchten Daniel Thibaut, seine Ehefrau und sein Sohn auf dem Waldfriedhof die Stelle, an der Jean Thibaut gemeinsam mit zwölf weiteren unbekannten Franzosen begraben ist. Der Vater starb vermutlich am 26. August 1944 mit Landsleuten bei einem Bombenangriff auf das Opel-Werk, in dem sie Zwangsarbeit verrichten mussten. Daniel Thibaut hat seinen Vater nicht gekannt, weil dieser eingezogen wurde, als er noch kein Jahr alt war.
Jahrzehnte war nicht bekannt, wo der damals 29-Jährige gestorben ist. Vor wenigen Jahren fand die Familie jedoch alte Unterlagen, die auf Rüsselsheim hindeuten. Deswegen nahm die Familie Kontakt zur Stadtverwaltung auf. Bausch ermöglichte auf Wunsch der Familie den Besuch der Grabstätte und begleitete sie. Zudem sagte er zu, dass ein Gedenkstein für Thibaut angefertigt und neben das Namenskissen für die unbekannten Franzosen platziert wird.
Der Besuch an der Grabstätte sei dem Rathauschef zufolge sehr ergreifend gewesen. Denn die letzte Ruhestätte sei stets ein wichtiger Ort, um Trauer und Verlust bewältigen zu können. Dies sei auch für nachfolgenden Familiengenerationen von großer Bedeutung.
Bausch sagt: „Der Austausch mit der Familie und die noch folgende Würdigung des Verstorbenen ist ein Beispiel dafür, wie sich Rüsselsheim für den Frieden einsetzt. Mit dem Gedenken der Opfer von Krieg und Verfolgung hält sie die Erinnerung wach und ruft alle auf, sich gegen solche Verbrechen zu stellen und zu einer Verständigung beizutragen.“ Die Stadt ist 2018 dem Bündnis „Mayor for Peace“ beigetreten. Auch hier habe die Stadt ein Zeichen für den Weltfrieden gesetzt.
Hélène Schunk, ehemalige Leiterin der Stabstelle Internationale Beziehungen bei der Stadtverwaltung, begleitete den Besuch. Sie übersetzte die sehr emotionalen Schilderungen der französischen Familie.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales
Pressestelle