RÜSSELSHEIM-RAUNHEIM – Der Abwasserverband Rüsselsheim/Raunheim wird in den kommenden Jahren rund 70 Millionen Euro in die Sanierung, Erweiterung und Modernisierung des Zentralklärwerks (ZKW) in Rüsselsheim investieren. Die Planung läuft bereits, 2025 sollen die Bauarbeiten beginnen. Abgeschlossen werden wird die Maßnahme um das Jahr 2030. Die Zentralkläranlage reinigt die Abwässer der Verbandsmitgliedskommunen Rüsselsheim und Raunheim. Eine Ausnahme ist der Rüsselsheimer Stadtteil Bauschheim, dessen Abwässer gemeinsam mit denen des benachbarten Treburer Ortsteils Astheim von einer eigenen Kläranlage verarbeitet werden. „Ich bin sehr zufrieden, dass wir bei den zahlreichen Planungen im Bereich Abwasser nun einen großen Schritt weitergekommen sind und in Zukunft weiterhin ausreichend Kapazitäten für die Abwasser-Beseitigung zur Verfügung stellen können. Die Investitionen sind auch ein Zeichen dafür, dass das Thema Umweltschutz von hoher Priorität für uns ist“, erklärt der Oberbürgermeister der Stadt Rüsselsheim am Main Udo Bausch.
Im Zuge der anstehenden Arbeiten wird das ZKW unter anderem auf einen Einwohnerwert (EW) von 140.000 vergrößert – das sind über 20.000 EW mehr als zurzeit. Die Messgröße EW beschreibt das Gesamtaufkommen der Abwässer aller an ein Kanalsystem angeschlossener Wohngebäude, Gewerbe- und Industriebetriebe sowie öffentlicher Einrichtungen mit den jeweils typischen Schmutzfrachten. Angegeben wird die Menge als Äquivalentwert von menschlichen Einwohnern. Ebenfalls relevant ist das Volumen, das ein Klärwerk aufnehmen kann. Aktuell bearbeitet das Zentralklärwerk rund 12.000 bis 15.000 Kubikmeter Abwasser am Tag, erklärt Mathias Thiele, technischer Geschäftsführer des Abwasserverbands Rüsselsheim-Raunheim.
Grundlage der Arbeiten in den kommenden Jahren ist der „Masterplan 2050“ des Abwasserverbands. Dieser wurde nach 2018 erstellt, als das Zentralklärwerk seine rechnerische Leistungsfähigkeit erreicht hatte. Zu den Maßnahmen für die Kapazitätssteigerung gehört die Vergrößerung des Beckens für die Belebung (Teil der biologischen Reinigungsstufe) um 9.000 Kubikmeter. Außerdem sind erhebliche Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten an den bestehenden Anlagen notwendig.
Die Ursprünge des heutigen Zentralklärwerks stammen aus den 1950er-Jahren. Seither hat es immer wieder Erweiterungen und größere Sanierungen gegeben. Doch Feuchtigkeit und Gase strapazieren Baukörper wie Maschinenanlagen deutlich. Deshalb werden im Rahmen der anstehenden Arbeiten zum Beispiel die Gasanlage von 1986 saniert, ebenso die Mechanik und elektronische Steuerung von Systemen wie Rechenanlage, Sandfang und Vorklärung. Auch umfangreiche Betonsanierungen und -erneuerungen stehen an, sie werden auf Grundlage eines speziellen Betongutachtens ausgeführt.
Eine besondere Herausforderung für den Abwasserverband ist die Sanierung im laufenden Betrieb. Denn auch bei größeren Baumaßnahmen muss das Zentralklärwerk weiter arbeitsfähig sein. Dafür wird der Betreiber in den kommenden Jahren mit einer Reihe von flexiblen Maßnahmen sorgen. Beispielsweise können Zuläufe während der Arbeit an Kanalsträngen zeitweilig umgeleitet werden. Dazu kommen unter anderem Hebeanlagen zum Einsatz.
Außerdem wird die Installation einer vierten Reinigungsstufe vorbereitet. Sie könnte künftig chemische Spurenstoffe wie zum Beispiel Medikamente aus dem Abwasser entfernen. Diese Perspektive zeigt, wie sehr die noch umweltfreundlichere Zukunft zu den wichtigen Maßnahmen des Vorhabens gehört. Nach den Modernisierungsarbeiten wird das Zentralklärwerk in die Größenklasse 5 eingeordnet und gehört dann zu den größten Kläranlagen in der Region.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main