
GONSENHEIM – Die Temperaturen waren nahezu unerträglich, sie hielten Anwohner der Lennebergstraße jetzt im Juli allerdings nicht davon ab, am „Spaziergang“ auf und ab der 680 Meter langen Straße teilzunehmen und ihre Forderung nach einer Tempo-30-Regelung auch mit einer Unterschriftenliste abermals kundzutun. Von der Straßenverkehrsbehörde waren deren Leiter Udo Beck und die Radfahrbeauftragte Franziska Voigt gekommen. Und auch Ortsvorsteher Josef Aaron (Grüne) sowie Mitglieder aus dem Ortsbeirat waren anwesend. Denn das Thema brennt dem Rat und den Bürgern seit vielen Jahren auf den Nägeln.
Anwohner und Rechtsanwalt Tillmann Krach sowie Journalistin Susanne Gelhard von der BI „Lennebergstraße-Tempo 30“ erörterten an vier Haltepunkten die Fakten und wiesen auf Gefahrenpunkte hin. Die Lennebergstraße sei eine der wenigen Straßen durch ein Wohngebiet, auf der immer noch Tempo 50 erlaubt sei. Schon 2018 hatte es eine Ortsbegehung gegeben. Damals war es aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen, die zugelassene Geschwindigkeit auf der Landesstraße (L422) herabzusetzen. Die Einrichtung eines alternierenden Parkens, um Autofahrer zum Abbremsen zu zwingen, und die Verlegung des Radwegs stadteinwärts auf den breiten Fußweg sollten laut Gelhard und Krach die Situation entschärfen.
Doch wie viele Anwohner bestätigen konnten, sei es durch die damals getroffenen Maßnahmen chaotischer und somit auch gefährlicher geworden, insbesondere auch für Fußgänger. „Dies ist ein von der Stadt ausgewiesener und stark frequentierter Schulweg“, so Krach. Viele Kinder fahren mit ihren Rädern auf der Straße, weil es zum Beispiel an der Haltestelle Theodor-Körner-Straße auf dem Fußweg viel zu eng werde, um dort zu fahren. Eine heikle Angelegenheit, wenn dann Autos mit 50 oder auch mehr an ihnen vorbeirauschen. Auch die Querung des Zebrastreifens am Lennebergplatz sei schwierig. Autofahrer, die vom Wald kommen, sind hier oft noch viel zu schnell und bremsen mit quietschenden Reifen ab, wenn Personen auf dem Zebrastreifen sind, erklärte ein Familienvater, der sich mit seinen Kindern der mehr als 30 Personen zählenden Gruppe angeschlossen hat. Hierzu erklärte Beck, sollte Tempo 30 für die Lennebergstraße kommen, könnte die Zone bereits weiter in Richtung Wald unmittelbar am Ortseingang beginnen, also noch gut 150 Meter vom Zebrastreifen entfernt. Ohnehin seien es laut Gelhard „gerade mal 32 Sekunden, die man vom Lennebergplatz aus bei Tempo 30 später am Juxplatz ankommt“.

Auch das Einfahren von den Seitenstraßen wäre durch ein reduziertes Tempo einfacher, erklärte Krach. Von der Richard-Schneider-Straße nach rechts sei es besonders schwer, weil dort das alternierende Parken dazu führe, dass Autofahrer aus dem Gegenverkehr bis über die Mittellinie hinausfahren, um ungebremst an den abgestellten Autos vorbeizufahren. Ähnlich heikel sei es bei der Einmündung der Heidesheimer Straße in die Lennebergstraße. Letztlich würde das Tempo 30 zu weniger Lärmbelastung für die Anwohner führen.
Nicht alle Teilnehmer des Spaziergangs waren jedoch für die Reduzierung des Tempos, einige halten sie sogar für „Blödsinn“. Eine Anwohnerin meinte, es sei viel wichtiger, das durch das alternierende Parken entstandene „Chaos“ anzugehen. Auch müssten die Situationen an den Bushaltestellen entschärft werden. Dort könnten Radfahrer eben nicht auf dem Fußweg bleiben und müssten auf die Straße ausweichen. Außerdem würden Autofahrer dort immer wieder die Busse überholen und so Unfälle provozieren. Hier müsse eine bessere Regelung her.
Zuletzt waren es mehr als 50 Unterschriften für Tempo 30, die Gelhard und Krach mit der Bitte, am Thema im Ortsbeirat so lange festzuhalten, bis die Stadt es umgesetzt hat, an den Ortsvorsteher überreichte. Seit Ende 2024 habe sich die gesetzliche Regelung bezüglich der Einrichtung von Tempo 30 geändert. Kommunen können jetzt mit Schulwegen und stark frequentierten Fußgängerüberwegen argumentieren. Da beides vor Ort gegeben sei, sei es laut Rechtsanwalt Krach nun auch wesentlich leichter, diese Forderung durchzusetzen.
kga