RÜSSELSHEIM – Rund 2,8 Hektar ihrer Flächen nutzt die Stadt Rüsselsheim am Main derzeit für Blühbrachen. „Selbst wenn die Flächen aktuell auf dem ersten Blick nach vertrockneten Äckern aussehen, so bieten sie bis in den Herbst und Winter wichtigen Schutz und Nahrung für die Tierwelt“, sagt Stadtrat Nils Kraft. Dies bestätigt Harald Lehmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde: „Die trockenen Blüten bieten mit ihren Sämereien Nahrung unter anderem für Distelfink und Grünfink. Die Blühbrache bietet aber insgesamt auch Schutz für Rebhühner und Feldhasen und für Insekten Ablageflächen für ihre Eier.“ Dass sich die Brachen positiv auf den Boden auswirkt erläutert Philipp Jung, der zusammen mit seinem Vater eine Fläche in Bauschheim für die Stadt bewirtschaftet. Denn innerhalb der fünf Jahre, die für die Brache vereinbart sind, erholen sich sowohl der Boden in seiner Qualität als auch die Bodenlebewesen.
Vor zwei Jahren haben Herbert und Philipp Jung für die Stadt auf einem 13.000 Quadratmeter großen Acker eine regionale Samenmischung mit 90 Sorten ausgesät. Auf der Fläche im Bauschheimer Vogelschutzgebiet „Im Schacht“ haben sich bisher insbesondere Stauden durchgesetzt, die gut durch den Winter gekommen und im Frühjahr schnell gewachsen sind. Zu sehen sind derzeit insbesondere die vertrockneten Blüten von Wilder Möhre, Natternkopf, Distel und Rainfarn, die in etwa eine Höhe von 80 bis 100 Zentimetern erreicht haben. Weitere städtische Blühbrachen befinden sich in der Feldgemarkung Königstädten auf einer rund 7.000 Quadratmeter großen Fläche und in der Feldgemarkung Rüsselsheim zwischen dem Opel-Gelände und Bischofsheim mit rund 8.000 Quadratmetern.
Familie Jung selbst bietet in der Nähe der städtischen Blühbrache in Bauschheim eine eigene Fläche als Patenschafts-Blühbrache an. Weit über 100 Personen haben eine solche Patenschaft für 100 Quadratmeter übernommen, damit die Landwirte dort Blumen einsähen. Damit tragen sie dazu bei, dass im Frühjahr und Sommer ein schönes Blütenmeer entsteht, das im Herbst und Winter Nahrung und Schutz für Tiere und Insekten bietet. „Dies ist ein vorbildliches Projekt und ist ein Beispiel dafür, dass viele landwirtschaftliche Betriebe nicht nur für frisches und gutes regionales Gemüse und Obst sorgen, sondern auch die Umwelt im Blick haben“, lobt Kraft.
Ihre zahlreichen Gemüsesorten bietet die Familie Jung unter anderem auf regionalen Märkten an. Ihren eigenen Hofladen hat sie um einen Selbstbedienungsbereich erweitert, der rund um die Uhr zur Verfügung steht. Dieser ergänzt die „Marktschwärmerei“, über die die Kundinnen und Kunden weitere regionale, hochwertige Lebensmittel wie Wildkräuterprodukte, Edelpilze oder Mohnöl bestellen und dann abholen können.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
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