MAINZ – Als im Sommer 2007 beim Kellerweg-Fest in Guntersblum zwei dunkelhäutige Männer zusammengeschlagen wurden und die Täter dabei nach Zeugenberichten rassistische Parolen von sich gaben, sorgte der Fall nicht nur bundesweit für Schlagzeilen. Die Tat bewegte in Rheinhessen viele Menschen zum Handeln. Verschiedene Jugendverbände starteten alsbald eine Online-Unterschriftensammlung. Aus der Initiative ist 2008 „Rheinhessen gegen Rechts“ entstanden. Mittlerweile zählt der Verein unter dem Vorsitz von Roland Schäfer rund 100 Mitglieder.
Dazu gab es jetzt eine Feierstunde in Mainz. Im Beisein der Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, Juliane Seifert (SPD), machte Schäfer vielmehr darauf aufmerksam, wie die rechtsextremen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien. „Rechtsextremismus ist kein Randphänomen.“ Als solches war er auch vor zehn Jahren präsent. Jedoch lasse sich heute der Wechsel vom Denken zum Handeln beobachten. Das rechtsextreme Gedankengut beeinflusse das Wahlverhalten, zu Propaganda und motiviert zu Straftaten. „Das stellt uns vor neue Herausforderungen.“
Die Staatsministerin lobte das bisherige Engagement des Vereins und jenes vieler Menschen in Rheinland-Pfalz, die sich gegen den Rechtsextremismus einsetzen. „Sie zeigen Flagge, machen Sie weiter so.“ Demokratie sei eine Mitmachveranstaltung. Lange genug sei die Gefahr unterschätz worden, die vom Rechtsextremismus ausgeht, so die Staatssekretärin.
Um für die Herausforderungen gerüstet zu sein, schöpft der Verein aus Vernetzung und Kooperationen. Unter anderem mit dem rheinland-pfälzischen Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus, speziell mit den Beratungsknoten Mainz, Rheinhessen, Nahe. Unter dem Motto „Wirksam arbeiten gegen Rechts“ arbeiten die Partner von Anfang an zusammen. Die unterschiedlichen Zugänge zum Thema erlauben „zum richtigen Zeitpunkt, die richtige Variante, die richtigen Kooperations- oder Ansprechpartner zu finden und die unterschiedlichen Erfahrungen zu nutzen“, führte Andreas Belz vom Beratungsknoten Mainz aus.
Das gelang beispielsweise beim Umgang mit den Aufmärschen der Rechten zuletzt im April und August in Ingelheim. Schäfer unterstrich: „Wenn wir eine Demo im Bündnis mit anderen machen, wollen wir immer, dass die Leute – auch Familien – gerne hin gehen.“ Auf der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen bleib der Verein bildungspolitisch aktiv. Unter anderem bietet er zwei Mal im Jahr Gedenkexkursionen zur Gedenkstätte KZ Osthofen. Eine ähnliche Reise wird auch 2020 zum Konzentrationslager Auschwitz führen und soll einmal jährlich in Kooperation mit Ingelheim angeboten werden.