LAUBENHEIM – Auch in Laubenheim haben die Narren nun die Macht übernommen. Beim gelungenen Sturm auf die Ortsverwaltung am Longchamp-Platz mussten Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter und sein Ortsbeirat etliche Schmähungen über sich ergehen lassen. Doch sie nahmen es mit Humor.
Der närrische Widerstand formierte sich zunächst im Laubenheimer Park, wo die Schwarzen Gesellen Laubenheim (SGL) und die Fastnachter von Ulk Laubenheim im Wechsel die Anklagepunkte gegen den Ortsvorsteher und seinen Ortsbeirat vorbrachten. Die „Pferdekutschen-Geschwindigkeit“ von 20 km/h in der Rheintalstraße, das „Feuchtbiotop“ Laubenheimer Mitte, wo sich seltene Tiere wie der „grüne Ranzling“ breit machen, die fehlende Toilettenanlage im Park, die Bauruine Grundschule und die in die falsche Richtung montierten Sitzbänke am Rheinufer waren einige der Anklagepunkte. SGL-Chef Matthias Keil brachte es auf den Punkt: „Die Welt von Gerd, nicht übertribbe/ ist 1920 stehen geblibbe!“ Sein Fazit: „Der Gerd muss weg!“ Das bekräftigten die mitgebrachten Protestschilder der Narren, auf denen „Der Ortsbeirat hat fertig“ und „Ulk ins Rathaus“ zu lesen war.
Zu den Klängen der befreundeten Guggemusiker „Rhoirevoluzzer“, die Lieder wie „Alles nur geklaut“ und „Im Schatten des Doms“ schmetterten, ging es in einem Protestzug durch den Park und durch die Hans-Zöller-Straße in Richtung Rathaus und Ortsverwaltung. „Der Zug der Unzufriedenen ist etwa 700 Mann stark“, kommentierte Matthias Keil das Geschehen. „In allen Generationen macht sich die Unzufriedenheit breit!“ Der Ortsvorsteher habe, um einer „krachenden Wahlniederlage zu entgehen“, schon vor der Kommunalwahl seinen Rückzug angekündigt. Allerdings sei unter seinem Schreibtisch ein Eimer mit Klebstoff gefunden worden, was Schlimmes befürchten lasse.
Am Rathaus angekommen, wiederholten die Aufständigen ihre Forderung: „Das Elend hat ein Ende/ schickt Gerd jetzt in die Rente!“ Der Ortsvorsteher hatte sich mit seinen Adjutanten des Ortsbeirates vor dem Rathaus verschanzt und spielte den Ahnungslosen: „Ich dachte, ihr habt mir Geschenke mitgebracht“, sagte Strotkötter, um dann fast schon resignierend zu kommentieren: „Wer für mich ist, ist für mich, wer gegen mich ist, ist gegen mich.“ Gegen ihn war die überwiegende Mehrheit, auch der närrische Kindertrupp der benachbarten Kita, der tolle Tänze zu den Liedern „Rucki zucki“ und „Humba täterä“ zeigte. Beim folgenden Sturm mussten sich Strotkötter und der Ortsbeirat der närrischen Übermacht schnell ergeben. Zum Abschluss der vergnüglichen Veranstaltung wurde das närrische Grundgesetz verlesen, mit Paragrafen wie „Die Würde des Narren ist unantastbar“ und „Alle Narren sind gleich“.
Oliver Gehrig