MAINZ – Der Forschung sind sie oft unbekannt und an Informationen über die Schöpfer dieser Werke kommt man nicht selten nur über Umwege. Sich selbst bezeichneten sie als „Dilettanten“, was sich aus dem Italienischen für „etwas aus Freude machen“ ableitet. Manche ihrer künstlerischen Ergebnisse sind beachtliche Kunstwerke.
Das Landesmuseum Mainz widmet ihnen unter dem Titel „Der Strich der Liebhaber“ ein Schwerpunktthema in der Graphischen Sammlung, die nun bis 1. November Mainzer Stadt-Ansichten um 1800 zeigt. Zu sehen sind 35 Zeichnungen und Aquarelle, die vor gut 200 Jahren entstanden sind. Sie wurden eigens für diese Präsentation aus dem Bestand der Graphischen Sammlung des Landesmuseums ausgewählt.

Zum Hintergrund: Das Mainzer Stadtbild war um 1800 einem starken Wandel unterworfen. Zum einen ging es darum, die ruinierten Gebäude der Beschießung von 1793 zu beseitigen oder wiederherzustellen. Zum anderen musste die Stadt auf die neuen Herausforderungen als Wirtschaftsstandort reagieren. Die säkularisierten Kloster- und Stiftskirchen wichen innerhalb der Stadt größeren Platz- und Straßenanlagen.
Auch vor den Wällen gelegene Sakralgebäude wurden auf Abriss versteigert und verschwanden so vollständig, dass ihr einstiger Standort heute oft kaum bestimmt werden kann. Bemerkenswerterweise waren es vor allem sogenannte Dilettanten, die den städtebaulichen Umbruch mit Stift und Feder festhielten und damit an untergegangene Baudenkmäler erinnern.
Allen voran: Franz Reichsgraf von Kesselstatt, dessen Ansichten der alten „Aurea Moguntia“ immer wieder nachgedruckt wurden. Der Wiesbadener Jurist und Bibliothekar Bernhard Hundeshagen schuf zwei großformatige Ansichten des Doms und dessen Umgebung, die bis heute wichtige Aufschlüsse für Bauforschung und Denkmalpflege geben. Darüber hinaus belebt er die Domplätze mit unzähligen Figuren, die Einblick in das öffentliche Alltagsleben zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewähren.