BRETZENHEIM – Die 1983 errichtete Lärmschutzwand in der Wilhelm-Quetsch-Straße bietet auf 213 Metern Länge mit ihrem Grün einen Rückzugsort und ein Biotop für Kleintiere und Insekten. Der Ortsbeirat hatte eine Entsiegelung der stillgelegten Straße beantragt (wir berichteten). Dazu hatte Verkehrs- und Gründezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) am 25. April mitgeteilt, dass im Zuge der geplanten Entsiegelung von städtischer Seite aus auch ein Abriss der alten Lärmschutzwand geplant ist. Der Aufschrei der Anwohner war groß, es bildete sich die Bürgerinitiative „Rettet die Wand“ mit inzwischen rund 200 Mitstreitern. Vertreter des Ortsbeirates trafen sich nun mit Vertretern der Bürgerinitiative und mit Anwohnern zu einem Austausch direkt vor Ort. Mit dabei waren Ortsvorsteher Manfred Lippold (CDU), der stellvertretende Ortsvorsteher Hans-Peter Rosenhayn (Freie Wähler), Franziska Richter (Grüne) und Brigitte Erzgräber (SPD) sowie BI-Sprecher Hans Schiek.
„Wir wollen nicht nur informiert werden, wir wollen mitgestalten“, sagte Schiek zu Beginn. Er sprach sich gegen den „Versiegelungswahn“ und für eine „Entsiegelung mit Augenmaß“ aus. Ein Abriss der Lärmschutzwand sei weder notwendig noch sinnvoll. Die Anwohner pflegten die Wand an der Innenseite, während sich die Stadt Mainz seit 40 Jahren nicht um die Wand kümmere. „Nicht die Verkehrssicherungspflicht, sondern die Unterhaltungspflicht ist verletzt.“ Nabu und BUND stünden hinter der Bürgerinitiative. Es handele sich um eine wertvolle Wand, nicht nur für den Gartenschläfer. Ein naturwissenschaftliches Gutachten sei in der Bearbeitung.
„Es geht darum, die Lärmschutzwand auf 213 Metern Länge zu erhalten“, bekräftigte Ortsvorsteher Manfred Lippold. Gegen die Entsiegelung der Straße gebe es keine Einwände. „Es werden dort keine Bäume gepflanzt, nur Büsche und Sträucher“, erklärte Gudrun Heß, Vorsitzende des Fördervereins Schönes Mainz-Bretzenheim. Der Grund seien die Leitungen unterhalb der Wilhelm-Quetsch-Straße. Ein Abriss der Lärmschutzwand verursache Kosten von rund 620.000 Euro. Bei einem weiteren Verwaltungsgespräch mit Grün- und Umweltdezernentin Steinkrüger im Herbst sollen die Positionen noch einmal ausgetauscht werden.
Oliver Gehrig