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Die Energiewende ist auch eine Leistungswende Regierungspräsident erkundigt sich, vor welchen Herausforderungen die Stadtwerke stehen

Prof. Hilligardt (im Bild rechts) im Gespräch mit Stadtwerke-Geschäftsführer Maik Landwehr zeigt (Bildquelle: Stadtwerke/Dziemballa).

RÜSSELSHEIM – Die Energiewende zu stemmen, ohne Abstriche bei Versorgungssicherheit und bezahlbaren Preisen zu machen, darin sieht der Darmstädter Regierungspräsident Professor Dr. Jan Hilligardt (SPD) eine wesentliche Zukunftsfrage. Diese Einschätzung wird bei den Stadtwerken Rüsselsheim uneingeschränkt geteilt, das erfuhr Hilligardt bei einem Besuch des Unternehmens. „Wir müssen weg von den fossilen Energieträgern“, betonte Stadtwerke-Geschäftsführer Maik Landwehr.  „Wenn wir das nicht tun, sind die Folgekosten der Klimakrise um ein Vielfaches höher.“

Den Umbau der Energieversorgung zu finanzieren, ist eine besondere Herausforderung, die Landwehr und die Kaufmännische Leiterin der Stadtwerke, Simone Güldner, sehen. Würde Rüsselsheim im Winter allein mit Fernwärme beheizt, würde die dazu notwendige Infrastruktur etwa 250 Millionen Euro kosten. „Das wäre weit mehr, als wir in den nächsten Jahren in alle anderen Netze in Rüsselsheim investiert“, sagte Landwehr.

Der Geschäftsführer machte anhand der Stromversorgung deutlich, dass die Energie- auch eine Leistungswende ist: Auch wenn der Strom nicht mehr aus Kernenergie und in Zukunft auch nicht mehr aus Kohlekraftwerken kommt, die eine konstante Leistung garantieren können, müssen im Energienetz weiterhin Stromangebot und -nachfrage im Einklang stehen. Neben einem beachtlichen Ausbau der Netze werden hierfür weitere sogenannte Flexibilitäten, wie Batterien oder steuernde Mechanismen benötigt

Die Stadtwerke Rüsselsheim investieren in diesem Jahr 17,87 Millionen Euro in ihre Netze, 2026 werden es gut 24 Millionen Euro sein. In diesen Zahlen berücksichtigt sind allerdings weder das Neubauprojekt „Eselswiese“ im Stadtteil Bauschheim, wo ein Quartier für bis zu 3.500 Menschen entstehen soll, noch die weitere Entwicklung des Opel-Geländes und die künftige Wärmeversorgung Rüsselsheims. Denn bei diesen Themen wissen die Stadtwerke noch gar nicht, was und vor allem wann genau da auf sie zukommt.

„Umfassend und unter Berücksichtigung all dieser Vorhaben gehen wir davon aus, dass wir jedes Jahr um die 30 Millionen Euro investieren müssen“, sagte Landwehr, „aber allein aus eigenen Mitteln können wir das nicht leisten.“ Daher wird es neue Finanzierungsformen brauchen, denn weder aus dem Eigenkapital des Unternehmens noch mit städtischen Mitteln wäre ein solch gewaltiges Kostenvolumen zu stemmen.

Zunehmende gesetzliche und regulatorische Vorgaben sind aus Sicht des Geschäftsführers ein weiterer schwerer Rucksack. Dabei handelt es sich um komplexe Auflagen, die aber in schneller Abfolge erlassen werden. Sich darauf immer wieder einzustellen, darin sieht die Stadtwerke-Chef eine weitere Herausforderung. Beispiel: Ab Mitte des Jahres dürfen Stromkunden ihren Versorger werktags innerhalb von 24 Stunden wechseln. Diese Vorgabe der Bundesnetzagentur, die zu umfangreichen Änderungen bei den energiewirtschaftlichen Prozessen führt, hält Landwehr für nicht zielführend und auch „jenseits von allen Kundenanforderungen“.

Um all diese Aufgaben in der Praxis zu gewältigen, braucht es gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In diesem Zusammenhang sprach Landwehr den Fachkräftemangel an. Nach seiner Einschätzung wird das Werben auf dem Arbeitsmarkt um die begehrten Spezialisten keineswegs leichter: „Wir brauchen Arbeitskräfte, die auch von anderen Stadtwerken benötigt werden.“ Bisher ist es gut gelungen, Stellen zu besetzen und das nötige Fachwissen zu den Stadtwerken Rüsselsheim zu holen.

Viel kommt also auf das Unternehmen zu. „Aber wir freuen uns auf die nächsten Jahre“, sagte Maik Landwehr: „Wir haben uns auf den Weg gemacht. Und wir sind überzeugt davon, dass wir die richtigen Antworten haben.“

Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH