
BODENHEIM – Vor kurzem verwandelte sich der Kulturkeller in Bodenheim in eine Bühne des literarischen Verbrechens. Unter dem Titel „Wein, Mord und Musik“ lud der DRK-Ortsverein (OV) der Verbandsgemeinde Bodenheim zu einer besonderen Krimi-Lesung ein. Drei renommierte Autoren aus Rheinhessen präsentierten Ausschnitte aus ihren neuesten Werken, musikalisch untermalt von Johannes Steinbronn am Akkordeon.
Wolf-Ingo Heers, OV-Vorsitzender, eröffnete die Veranstaltung mit der Begrüßung der Gäste und Künstler im vollbesetzen Saal. Und schon versetzte Steinbronn das Publikum mit seinen Akkordeonklängen in die richtige Krimi-Stimmung – mystisch, dunkel und geheimnisvoll. Danach wechselten sich die Autoren mit den ihnen eigenen, charakteristischen Lesungen aus ihren Werken ab. Diabolisch-abgründige Spannung, kreative Raffinesse und sogar so manche Anregung zum Entsorgen unliebsamer Zeitgenossen waren garantiert.
Den Auftakt machte Jürgen Heimbach mit seinem Roman „Waldeck“. Der Mainzer Autor, der 2020 mit dem Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman, „Die Rote Hand“, ausgezeichnet worden war, arbeitet unter anderem als Autor beim Theater. In „Waldeck“ verwebt er die Atmosphäre Deutschlands in den 1960er Jahren mit der Geschichte des Waldeck-Festivals, bei dem eine junge Generation mit Gitarren und Folksongs gegen den Starrsinn der Alten und die verbohrten Strukturen der Nachkriegszeit aufbegehrt. Heimbach schildert die familiären Abgründe, die Lügen der Väter und die vernetzten Schicksale der Protagonisten. Mit seinem historisch fundierten Vortrag fesselte er die Zuhörer und ließ die Zeit des Aufbruchs und der Verdrängung sehr lebendig werden.

Ihm folgte Vera Bleibtreu, ihrer Aussage nach „eine mörderisch stabile Persönlichkeit“, die unter ihrem bürgerlichen Namen Angela Rinn unter andrem als Professorin am Theologischen Seminar in Herborn lehrt. Unter ihrem Pseudonym hat sie sich als Krimiautorin einen Namen gemacht. In „Das Erbe der Toten“ wird die ehrenamtliche Küsterin Linda Markel erstickt aufgefunden – und sie bleibt nicht die einzige Leiche. Die Ermittlungen führen tief in die düsteren Kapitel der NS-Zeit und zeigen, wie unbewusste Schuld die Nachkommen beeinflusst. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Pfarrerin der ältesten Kirche von Mainz, des Alten Doms, St. Johannis. Bleibtreu betonte launig: „Theologen sind eben Fachleute für das Böse.“ Mit präziser Sprache und feinem Gespür für Spannung zog sie das Publikum in ihren Bann.
Den Abschluss vor der Pause bildete Andreas Wagner, Winzer, Historiker und Autor aus Essenheim. Mit „Herrgottsacker“ präsentiert er einen weiteren Krimi, der in der rheinhessischen Weinlandschaft spielt. Wagner verbindet in seinen Büchern seine Leidenschaft für den Weinbau mit spannenden Kriminalgeschichten. Mit humorvollen und manchmal auch detailverliebt „ekligen“ Beschreibungen der Protagonisten und Situationen schuf er eine Atmosphäre des wohligen Schauers im Publikum. Wie ein roter Faden ziehen sich prall gefüllte Hunde-Kotbeutel durch die Kapitel. Sein humoristisch-lebendiger Vortrag ließ den Wunsch aufkommen, den Roman am liebsten als Hörbuch in rheinhessischem Dialekt zu genießen – von ihm selbst gelesen natürlich.
Musikalisch passend umrahmte Johannes Steinbronn, Musiker, Physiker und Journalist, all diese gruseligen mörderischen Geschichten mit seinem Akkordeon. Mit geheimnisvollen Klängen, auch bekannten Melodien, durchsetzt mit plötzlichen Einlagen, die sowohl die Autoren als auch das Publikum erschreckten, schuf er eine Atmosphäre, die die Spannung der Geschichten unterstrich. Zum Einsatz kam aber auch ein Mixer samt Wasserbecher, der die Geräuschkulisse eines Laubschneiders im Weinberg nachahmen sollte. Die Zuhörerinnen und Zuhörer belohnten seine Einsätze mit großem Applaus.
Am Ende waren sich Autoren und Publikum einig: Das DRK hatte einmal mehr eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt, die allen Beteiligten positiv im Gedächtnis bleiben wird. Hervorzuheben ist besonders auch die professionell-sympathische Betreuung und Verpflegung der Gäste durch die ehrenamtlichen Helfer des DRK-OV. Wichtig sei aber auch die Unterstützung des DRK durch Bürgerinnen und Bürger, betonte Heers in seiner Abschlussrede: „Ohne das Engagement der Gemeinschaft können wir unsere ehrenamtlichen Aufgaben immer schlechter bewältigen.“ Ziel solcher Veranstaltungen sei es also auch, neue Mitglieder und Unterstützer zu gewinnen – sei es durch aktive Mitarbeit, finanzielle Unterstützung oder Blutspende. Das DRK bietet Interessierten die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen zu engagieren und durch entsprechende Ausbildungen einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten.
Der Abend im Kulturkeller war somit nicht nur literarisch ein Genuss, sondern auch ein Beispiel für gelebtes Ehrenamt und Gemeinschaftssinn in Rheinhessen. Mehr über die Arbeit des DRK-OV Bodenheim hier.