BRETZENHEIM – Den 10. Bretzenheimer Ehrenamtspreis hat jetzt die Flüchtlingshilfe der Evangelischen Philippus-Gemeinde Mainz-Bretzenheim erhalten. Deren Engagement ist im Rahmen der Stadtteilarbeit stark ökumenisch geprägt. In einer Feierstunde übergab Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU) die aus Glas gefertigte Auszeichnung an Vertreter der Initiative. „Der Preis hebt die Bedeutung des Ehrenamts hervor und drückt den Dank der Gemeinschaft aus“, sagte Siebner im ehemaligen SPAZ-Gebäude in der Wilhelm-Quetsch-Straße, das sie in diesem Zusammenhang als einen „kleinen Hafen“ bezeichnete. Seit Beginn des Ukrainekrieges dient es Menschen auf der Flucht als Unterkunft.
Siebner dankte in der Laudatio dem Kuratorium für die Auswahl der Preisträger und hob das hohe Engagement der Gruppe hervor: Jeder habe mit seinem Talent, mit dem, was er einbringen kann, geholfen. „Was mich von Anfang an beeindruckt hat war die Haltung, die die Gruppe zeigte. Alle sagten, wir engagieren uns trotz oder gerade wegen der massiven Proteste auch aus dem Wohnumfeld.“ Siebner warf einen Blick auch die schwierigen Bedingungen für Flüchtlinge und die entscheidende Unterstützung durch Ehrenamtliche, die von Alltagsaufgaben bis zu emotionaler Unterstützung reichen. Die Veranstaltung streifte auch das Ende der Amtszeit der Ortsvorsteherin, die eine der letzten offiziellen Gelegenheiten nutzen wollte, den Preis zu überreichen. Applaus erntete die Christdemokratin für die Forderung nach stärkerer Unterstützung der Ukraine durch Waffenlieferungen.
Im Namen der Initiative erläuterte Bettina Braun: „Die Gruppe wurde durch das gemeinsame Ziel vereint, auf den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 zu reagieren. Wir wollten unsere Fassungslosigkeit und unser Mitgefühl in praktische Hilfe umsetzen.“ Großen Wert habe man darauf gelegt, nicht nur Unterkunft und materielle Unterstützung zu bieten, sondern auch persönliche Begegnungen zu ermöglichen. Während sich die Hilfen anfangs auf grundlegende Bedürfnisse wie Kleidung und Möbel konzentrierten, seien nach und nach Begegnungen und soziale Interaktionen dringender geworden, was in der Gründung des Begegnungscafés mündete. Braun: „In Bretzenheim oder Mainz auf bekannte Gesichter zu treffen hilft zwar dabei, sich weniger isoliert zu fühlen, doch trotz der Freude über die kleinen Erfolge im Alltag wie das Erlernen der deutschen Sprache bleibt der Wunsch der Geflüchteten, irgendwann in ihre Heimat zurückzukehren, ein bewegendes Thema.“ Niemals hätten die Freiwilligen erwartet, dass ihre Unterstützung so lange benötigt würde. „Inzwischen haben wir gemeinsam zwei Mal Fastnacht und Ostern gefeiert und hoffen, irgendwann nicht mehr benötigt zu werden.“ Doch die Zeichen deuteten nicht darauf hin. Siebner: „Wir können die Heimat nicht ersetzen, aber wir können mit ein bisschen Herz ein bisschen Wohlfühlatmosphäre schaffen.“
Die Flüchtlingshilfe der Philippus-Gemeinde in Bretzenheim lebt vom Engagement folgender Ehrenamtlichen: Elke und Benno Ganser, die der Idee bereits 2014 den Anstoß gegeben haben, Ursula Alflen, Monika Bettex-Schönfeld, Ulla Bornscheuer-Faust, Bettina Braun, Angela Clement, Klaudia Gebhardt, Ute Jäger, Harald Jaensch, Claudia Klee, Mirjam Kraft, Regina Perner, Franziska Richter, Karin Steinhauer, Christine Theiß, Barbara Walter und Gunhild Stoll.
Gregor Starosczyk-Gerlach