Start Fastnacht Ein Feuerwerk der guten Laune 400 Närrinnen beim Hausfrauennachmittag des CCW

Ein Feuerwerk der guten Laune 400 Närrinnen beim Hausfrauennachmittag des CCW

Zu Beginn wirbelte das CCW-Nachwuchsballett „Die Burg11en“ über die Bühne. Foto: Sabine Longerich

WEISENAU – Was für ein Nachmittag! Der 69. Hausfrauennachmittag des Carneval-Clubs Weisenau (CCW) bot ein Spektakel voller Musik, Tanz und grandioser Vorträge. Die Kapelle Peter Müller sorgte für den perfekten Auftakt, bevor die prachtvollen Garden einmarschierten. „Ein Wahnsinn, wir waren innerhalb von wenigen Minuten ausverkauft“, so Sitzungspräsidentin Anne Sartoris in ihrer Begrüßungsrede. „Und weil wir so viele Frauen enttäuscht haben, die keine Karten bekommen haben, wird unser Hausfrauennachmittag im nächsten Jahr gleich zweimal stattfinden“, versprach sie anschließend. Warum diese Damensitzung so begehrt ist, zeigte sich einmal mehr am Programm – ein Highlight folgte dem anderen.

Die stimmgewaltige Laura Müller begeisterte das Publikum sofort mit ihrer Version von „1000 Mal berührt“. Mitgerissen schunkelnde Kellnerinnen – an dieser Stelle ein Hoch auf die Bedienung – brachten Getränke im Dreivierteltakt an die Tische. Die Tische bogen sich unter mitgebrachten „Meenzer Snacks“: Fleischwurst, Spundekäs, Brezel und Kreppel. Der Chef des Protokolls, Bernhard Knab, im 25. Jahr als „Deutscher Michel“ auf dieser Bühne, sorgte in freier Rede für den politischen Rückblick auf Trumps Gruselkabinett, das Ampel-Aus („Kevin allein zu Haus“ bei der SPD) und platzierte böse Seitenhiebe auf Fifa und DFB. Sein Lichtblick waren die Siege der 05er und ihre aktuelle Platzierung in der Tabelle. Einen reizenden Anblick boten danach die niedlichen „Burg11elfen“, das Nachwuchsballett des CCW, mit dem Tanz „Ratatouille“.

Gaby Elsener war ein letztes Mal als „Apollonia“ auf der Bühne. Foto: Sabine Longerich

Danach mussten alle ganz stark sein, denn die grandiose Gaby Elsener gab nach 40 Jahren ihre letzte Vorstellung als „Apollonia“ – mit einem „Best of“ ihrer Vorträge und neuen Erlebnissen. Unvergessen ihre Bewerbung zur Weinkönigin, die die Jury von sich überzeugte, indem sie sie unter den Tisch trank. Dass sie mit dem eigenen Auto zur Führerscheinprüfung fuhr, sorgte für Lachsalven im Publikum. Ihre Reise nach „Last Minute“ mit der AIDA und eigenem Deck-Offizier brachte den Saal zum Toben. Präsidentin Sartoris verabschiedete die Künstlerin mit einem lachenden und einem weinenden Auge, weil mit der Apollonia eine feste Größe der Mainzer Fastnacht von der Bühne verschwindet. Aber die Trauer hielt nicht lange an, denn mit dem Gardisten Marcus Schwalbach zog der Frohsinn wieder ein. Zur Freude des Publikums schimpfte er zünftig über das „hässlichste Zugplakettchen aller Zeiten“ und forderte Finther statt Dubai-Schokolade: schön mit Spargelstückchen und Woi drin. Er verabschiedete sich mit dem lakonischen Hinweis: „Trifft euch nachts des Partners Zorn, isses wohl was später wor`n.“

Er ist erst 20 Jahre alt und betrat 2024 erstmals die närrische Bühne: Johannes Pschierer, jüngster Aktiver der Bohnebeitel, präsentierte sich in Weisenau als geborener Fastnachter, wahre „Rampensau“ und frechster Gruppenbetreuer bei der katholischen Ferienfreizeit. Leider führte ihn diese Aufgabe nach Ameland – „halb so groß wie der Mainzer Hauptfriedhof, aber doppelt so tot“ – und die zu betreuenden Kids waren „personell herausfordernd“. Wie er den Bogen schlug zu aktuellen Waffenlieferungen – „Das Geld hätte man besser in die Förderung junger Kabarettisten stecken sollen“ – und zu „Make Love, not War“ aufrief, brachte 400 Damen zu jubelnden Begeisterungsstürmen. Nichts hielt sie mehr auf den Stühlen, was die 25 Musiker der Big Band „Sound of Weisenau“ anschließend nutzten, um mit Evergreens von Queen sowie von Ike und Tina Turner ein vorgezogenes musikalisches Finale zu präsentieren. Zu Latin- und Fastnachtsrhythmen tanzte und sang der komplette Saal. Präsidentin Sartoris kommentierte die aufgeheizte Stimmung sodann lakonisch: „Kann man mal die Heizung abdrehen oder bin ich schon in den Wechseljahren?“

Die Tanzformation „Magic Moves“ brachte die Bühne zum Leuchten. Foto: Sabine Longerich

Noch heißer wurde den Damen beim Auftritt der „Herpes House Band“ aus Guntersblum. Zwei Algorithmen, einer von Google, der andere aus der „Andau“, gekleidet in hautenge futuristische Anzüge und auf blinkenden Hoverboards stehend, erklärten die Funktion der Algorithmen in den Sozialen Medien. Unterstützt wurden sie von den „Guntersblumer Klickerbube“, die abwechselnd als „Amigos“, „Flippers“ und „Modern Talking“ aktuelle Themen besangen. Dazu gehörten „die soziale Ächtung von Handkäs“ ebenso wie „Die Liebe im Kontext dörflicher Volksfeste“ – echt schräg und herzerfrischend lustig. Dem Quartett folgte Jürgen Wiesmann in seiner Paraderolle als „Ernst Lustig“. Wie kein anderer versteht er es, Alltagssituationen und Menschen so zu beschreiben, dass kein Auge trocken bleibt. Sich selbst sieht er voller Überzeugung als „George Clooney in de Nachbarschaft“, der zu Hause die Handwerker überwachen muss, die „wegen dem Habeck das Ceranfeld aufs Dach bauen“.

Ein Highlight war der Beitrag des Komitees, das als quirliger „Hühnerhaufen“ auf der Suche nach „Schorsch“ das Publikum zum Lachen brachte. Doch es blieb nicht lange beim Gackern, denn das Männerballett „Rumpelfüßler“ entführte in die farbenfrohe Welt des mexikanischen „Karnevals der Toten“ – eine Darbietung voller Temperament. Die „Fleischworscht-Athleten“ lieferten mit ihrer musikalischen Power die Steilvorlage zum Schunkeln und Mitsingen. Und ein weiterer fantastischer Höhepunkt war der anspruchsvolle tänzerisch-akrobatische Auftritt der Showtanzformation „Magic Moves“ aus Guntersblum mit dem Thema „Elektriker – mit uns geht euch ein Licht auf“. Sie setzten, selbst elektrisch glitzernd und funkelnd, die Bühne unter Strom. Solche Handwerkerinnen wünscht sich wohl jeder zu Hause!

Die Stimmung unter den 400 Närrinnen im Saal war top. Foto: Sabine Longerich

Lange musste sie hinter der Bühne warten, empfangen wurde sie mit frenetischem Applaus: Woody Feldmann, Improvisationstalent und heißgeliebt von den Frauen. Sie besang zum letzten Mal „die Tupperdos“ – denn die Firma ist insolvent – und lobte die Damen für ihr tolles Aussehen und die kreativen Kostüme. Die Stimmungskanone fühlte sich sichtlich wohl in Weisenau: „Frauen lügen weitaus netter und freundlicher als Männer, und sie sehen auch viel besser aus“, zog sie ihr Resümee. Zum krönenden Abschluss brachte die Band „Handkäs und sei Musik“ den Saal zum Beben. Bei mitreißenden Klängen und in bester Stimmung entließ Anne Sartoris das Publikum in einen Abend voller glücklicher Erinnerungen. Ein rundum gelungenes Fest – CCW, wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!

Sabine Longerich