RÜSSELSHEIM – Der Elektrolytstand in der Batterie des Busses ist zu niedrig, hat Mehmet Celik erkannt. Also muss Flüssigkeit aufgefüllt werden. Diese Arbeit erledigt Celik, Kraftfahrzeug-Mechaniker bei den Stadtwerken Rüsselsheim, ausnahmsweise nicht selbst. Er delegiert die Aufgabe an drei 13 und14 Jahre alte Schülerinnen aus Rüsselsheimer Schulen, die beim „Girls Day“ unter anderem die Kfz-Werkstatt der Stadtwerke kennenlernten: Ezgi Acet und Chiara Deviti, beide aus der Jahrgangsstufe acht der Sophie-Opel-Schule, und die Siebtklässlerin Felizitas Staubach von der Max-Planck-Schule.
Der Girls Day ist ein seit 2001 bundesweit organisierter Berufsorientierungstag, der Mädchen für typische Männerberufe interessieren soll – also vor allem für Arbeitsfelder aus Technik oder Naturwissenschaften. Hintergrund ist die Tatsache, dass sich junge Frauen immer noch überproportional häufig für als typisch weiblich geltende Berufe oder Studienfächer entscheiden – oft schlicht aus Unkenntnis über das breite Spektrum von möglichen Berufen.
„Es ist schön, wenn sich die Mädchen dafür interessieren“, sagt Samuel Hubert, der die Kfz.-Werkstatt mit ihren zehn Mitarbeitern leitet. Nach seiner Erfahrung aus mehreren Girls Days der Stadtwerke gehen die Teilnehmerinnen mit eher geringen Erwartungen in diesen Tag – „und sind dann überrascht, dass sie doch relativ viel mit anpacken dürfen.“
Gerade haben die Mädchen Radmuttern an den mächtigen Reifen eines Busses angezogen – mit Unterstützung von Mehmet Celik. „Da braucht man ganz schön viel Kraft“, sagte Ezgi dazu. Männer seien von Natur aus muskulöser und „können das einfach besser“, meint sie. Auch Chiara und Felizitas machen deutlich, mit schrauben, Reifen wechseln und Co bisher nicht viel im Sinn zu haben.
Die Mädchen werden, soweit möglich, in den Arbeitsablauf der Werkstatt integriert. So stand bei einem Bus ein Ölwechsel an, bei dem Ezgi, Chiara und Felizitas mitwirken dürfen. „Wir machen sowas natürlich nicht bei einem Fahrzeug, das gerade erst einen Ölwechsel hinter sich hat“, sagt Hubert.
Die Schülerinnen erfahren auch, dass sich die Kfz-Werkstatt in einem technologischen Umbruch befindet. Denn der Fuhrpark besteht nicht mehr allein aus Fahrzeugen mit Verbrennermotoren, betrieben mit Benzin, Diesel oder auch Erdgas (CNG), sondern auch aus Gefährten mit Hybrid- und reinem Elektroantrieb.
Zudem bekommen die drei Schülerinnen beim Girls Day die Erdgastankstelle gezeigt. Netzmeister Nazif Aktag erklärt ihnen, wie ein gasbetriebenes Fahrzeug betankt und wie die korrekterweise so genannten CNG-Anlage (Compressed Natural Gas) funktioniert. Aus den beiden Zapfsäulen strömt regenerativ hergestelltes, fast klimaneutrales Bio-CNG.
Eine Rundfahrt zu den Heizungsanlagen der Stadtwerke unternehmen Kirsten Schellhaas und Nico Jones von der Abteilung Energiedienstleistungen mit den Mädchen. Sie zeigten ihnen unter anderem Fotovoltaikanlagen, die Holzhackschnitzelheizung an der Alexander-von-Humboldt-Schule und das Nahwärmenetz in Bauschheim. „Alles in allem haben die Mädchen einen Querschnitt aus den Aufgaben der Stadtwerken präsentiert bekommen“, fasst Nina Kuhlmann aus der Abteilung Kommunikation und Marketing, die den Girls Day bei den Stadtwerken organisiert hat, zusammen.
Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH