HECHTSHEIM/WEISENAU. Die Liebe in vielen Facetten, ob zum Singen, zu Herzensmenschen, zum Feiern und zum Leben zog sich als roter Faden durch die abwechslungsreiche Liedauswahl: Mit ihrem Festkonzert feierte die Chorgemeinschaft zwei besondere Anlässe: „150 Jahre Gesangverein Liedertafel 1875 Mainz-Weisenau und „145+1 Jahre“ Männer-Quartett 1879 Mainz-Hechtsheim“. Die beiden traditionellen Gesangvereine sind weiterhin eigenständig, doch seit 15 Jahren verbindet die aktiven Sängerinnen und Sänger die Freude am gemeinsamen Singen bei Proben und Auftritten.
Der stimmungsvolle Nachmittag im Juni stand unter dem Motto „Ein Strauß voll bunter Melodien“ – ein treffendes Bild für die musikalische Vielfalt, die viele Gäste und Mitwirkende begeisterte. Auch Gastchöre aus Mombach, Kostheim, Zornheim und Bodenheim waren im Publikum und standen bei eigenen Auftritten auf der Bühne in der TV-Halle in Hechtsheim, um das unterhaltsame Programm mitzugestalten. Die Moderation lag in den Händen von Renate Lenzen, die Wissenswertes berichtete rund um die jeweiligen Titel, ihre Komponisten oder bekannte Interpreten. Als musikalische Leiterin der Chorgemeinschaft von Weisenau und Hechtsheim sowie weiterer Chöre begleitete Ingrida Schwedas viele Lieder am Keyboard.
Den Auftakt bildete der humorvolle lautmalerische „Zottelmarsch“. Dynamisch ging es im Laufe des Konzertes zu bei Gesang rund um die Verbundenheit zur Region, zum Wein und zu weiteren Gaumenfreuden, etwa bei „Im Feuerstrom der Reben“ aus der Operette „Die Fledermaus“. Zu bekannten Melodien, darunter „Ain’t she sweet“, „Love me tender“ oder „I have a Dream“ erklangen auch deutsche Texte. „Griechischer Wein“ schien nicht nur das Fernweh zu wecken, sondern auch zum Nachdenken anzuregen über Menschen, die weit weg sind von ihrer Heimat und Familie. Leicht und beschwingt wirkten Lieder wie „Butterfly“.
Schöne und schwere Zeiten prägten auch die bewegte Geschichte der Liedertafel Weisenau, in die zum Konzert einige Einblicke gegeben wurden: Gegründet wurde sie 1875 mit dem Ziel des „erbaulichen Gesangs“ und um Gottesdienste zu verschönern, auf über 400 vergrößerte sich einst die Mitgliederzahl. Zu früheren Zeiten galten noch strenge Kleidervorschriften, so waren weiße Westen Pflicht. An einem Festumzug durften damals nur Männer teilnehmen. Der Verein entwickelte sich und überstand auch Krisen, vor allem im Zweiten Weltkrieg, als Vereinslokal, Notenmaterial und Inventar zerstört wurden. Mit Idealismus und Ideenreichtum gelang der Neubeginn. Ludwig Jansen, Erster Vorsitzender der Liedertafel Weisenau, erinnerte an diesen Weg und den guten Zusammenhalt. Gewürdigt wurde auch, was Vereine wie die beiden Jubilare ausmacht: Gemeinschaft, Beständigkeit – und Mut zur Erneuerung, auch im Repertoire. Dieses spannt nun einen weiten musikalischen Bogen durch mehrere Zeiten und Stilrichtungen.
Dass die Chöre ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Weisenau und Hechtsheim sind, hob auch der Weisenauer Ortsvorsteher Ralf Kehrein hervor, im Hinblick auf Auftritte und weitere Aktivitäten. Mit Blick in die Zukunft wurde angeregt, die musikalische Jugendarbeit zu stärken, etwa mit Angeboten in Ganztagsschulen, um Interesse zu wecken und mehr junge Menschen für Musik zu begeistern. Dies ist auch Karl Wolff wichtig, der als Präsident des Chorverbandes Rheinland-Pfalz eine Urkunde zum 150-jährigen Bestehen der Weisenauer Liedertafel überreichte und betonte: „Helfen Sie alle mit, damit der Chorgesang weiterbestehen kann.“
fej