MAINZ-BINGEN – Im Zusammenhang mit den Maßnahmen nach Aufkommen der Afrikanische Schweinepest in Rheinhessen hat das Medienbüro der Kreisverwaltung Mainz-Bingen ein Interview mit dem für das Veterinäramt zuständigen Kreis-Beigeordneten Erwin Malkmus geführt, das Journal LOKAL an der Stelle in Auszügen wiedergibt.
Medienbüro: Warum sind am Rhein bei Nackenheim und im Oppenheimer Wäldchen Wege und Zugänge abgesperrt?
Erwin Malkmus: Unsere Vorgaben haben vor allem ein Ziel: Wir müssen dafür sorgen, dass die Afrikanische Schweinepest nicht über die Grenzen des jetzt betroffenen Gebietes hinausgeht. Wenn dies geschieht und die Seuche den Binger Wald, den Pfälzer Wald und den Hunsrück erreicht, sind die Folgen nicht absehbar und der finanzielle Schaden wird immens hoch sein.
Das Oppenheimer Wäldchen und die Rheininseln bei Nackenheim spielen hier im Landkreis Mainz-Bingen eine ganz zentrale Rolle. Dort leben große Wildschweinpopulationen, zudem ist der Weg über den Rhein ins ebenfalls betroffen hessische Ried kurz. Im Oppenheimer Wäldchen haben wir auch bereits mehrere infizierte Wildschweinkadaver gefunden. Es ist davon auszugehen, dass sich alle Wildschweine im Kerngebiet infizieren. Damit sie innerhalb der Zone bleiben, dürfen sie in Ihrem Revier nicht aufgeschreckt und vertrieben werden. Die Gefahr ist groß, dass sie mit dem Virus im Körper in andere Regionen vordringen und die Afrikanische Schweinpest sich weiter ausbreitet.
Medienbüro: Gelten für Hunde besondere Einschränkungen?
Erwin Malkmus: Durch Hunde werden die Wildschweine besonders aufgeschreckt. Im Oppenheimer Wäldchen und den anderen Bereichen des Kerngebietes sollten sie komplett fernbleiben. Wir bitten die Hundebesitzer dringend darum, auf andere Spazierwege auszuweichen. Deshalb ist dort auch der Hundestrand gesperrt. In der restlichen Restriktionszone müssen sie beim Spaziergang zumindest angeleint sein.
Medienbüro: Warum gilt dies dann nicht für alle Wege, zum Beispiel im Wäldchen?
Erwin Malkmus: Die Öffnung des Weges zum Strandbad ist ein Kompromiss. Es gilt abzuwägen zwischen der Seuchenbekämpfung einerseits und einem tolerierbarem und verantwortungsbewusst abgewogenem Freizeitangebot für die Bevölkerung. Eine komplette Schließung wäre aus seuchenhygienischer Sicht sicher der konsequentere Weg. Auf der anderen Seite stehen aber auch zum Beispiel viele Familien, die sich keinen Urlaub leisten können und für die ein Ausflug zum Strandbad eine wichtige Rolle spielt.
Medienbüro: Was ist in den besonders betroffenen Gebieten erlaubt und was nicht?
Erwin Malkmus: Grundsätzlich gilt: Nur die offenen Wege benutzen und nicht ins Dickicht gehen. Wichtig ist, dass alles, was viel Lärm macht, unterlassen wird: Partys im Schrebergarten oder am Strand zum Beispiel. Zum Rheinrestaurant sollte langsam gefahren werden. Hunde sind, wie oben schon erwähnt, gar nicht erlaubt. Der Hundestrand am Rhein ist gesperrt.
Die Zugänge zu den Stegen in den Häfen von Nackenheim und Oppenheim sind derzeit gesperrt, der Bogenschießplatz ist eingezäunt und zum Training offen sollte aber möglichst zu Fuß oder per Rad besucht werden. Auch der Radweg am Rhein ist in dem Bereich gesperrt, Radler werden um das Wäldchen herumgeführt. Die Absperrungen sind unbedingt zu befolgen, um möglichst wenig Betriebsamkeit im Wäldchen und am Rhein zu haben.
Medienbüro: Werden die Vorgaben eingehalten? Welche Konsequenzen gibt es bei Nichtbeachtung?
Erwin Malkmus: Leider stellen wir immer wieder fest, dass Regeln nicht eingehalten werden und selbst Verbotsschilder aus dem Weg geräumt werden. Leider werden wir gezwungen sein, derartige Verstöße zukünftig konsequent mit empfindlichen Bußgeldern zu ahnden. Wenn es dem Schutz der öffentlichen Interessen dient, werden wir das auch tun.
Medienbüro: Was wären die Folgen, wenn die Eindämmung nicht gelingen sollte?
Erwin Malkmus: Sie wären katastrophal, die Schweinpest würde dann möglicherweise in die großen rheinland-pfälzischen Walgebiete vordringen, wo sie sehr viel schwerer in den Griff zu bekommen wäre. Die Tiere finden dort mehr und sicheren Unterschlupf und vor allem viele Artgenossen, denen sie das Virus weitergeben können. Zudem gibt es in anderen Regionen des Landes noch viel mehr und größere Schweinebetriebe und auch Großmetzgereien. Wenn das Virus dorthin gelangt, geht der Schaden in mehrfache Millionenhöhe – für die Betriebe, aber auch für die gesamte Gesellschaft.
Das komplette Interview ist auf dieser Seite der Kreisverwaltung veröffentlicht.