
EBERSHEIM – Elf Stolpersteine wurden seit dem Jahr 2011 zum Gedenken an die in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Mitbürger in Ebersheim verlegt. Am 85. Jahrestag der Reichspogromnacht wurden nun drei der elf Stolpersteine von unbekannten kriminellen Verblendeten geschändet. Es wurde eine Masse angebracht, die die Namen und Daten der ermordeten Juden unkenntlich macht. Gleichzeitig wurden an diesem Tag auch an anderen Ebersheimer Stolpersteinen die zum Gedenken hinterlegten Rosen nach kurzer Zeit entfernt und in ein Gebüsch geworfen. Die Empörung über diese abscheuliche Straftat ist in Ebersheim groß. Das wurde jetzt in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates deutlich.
„Dieser Akt der Zerstörung ist nicht hinnehmbar, ich verurteile das aufs Schärfste“, sagte Ortsvorsteherin Anette Odenweller (CDU) zu Beginn der Sitzung. „Antisemitismus hat in Ebersheim keinen Platz.“ Ämter und Behörden seien eingeschaltet. Die Ortsvorsteherin plant eine Aktion mit den Viertklässlern der örtlichen Grundschule an den Stolpersteinen, um auch in der jungen Bevölkerung das geschichtliche Bewusstsein zu schärfen. Odenweller: „Der 9. November muss für uns ein Tag der Mahnung sein gegen das Vergessen.“
Auch die Fraktionen meldeten sich zu dieser Schändung zu Wort. „Ich bin zutiefst schockiert“, sagte Dieter Jung (FDP). „Das ist sinnlos und absoluter Schwachsinn.“ Er regte an, an diesem Tag künftig Mahnwachen aufzustellen und alles zu tun, um eine solche Straftat künftig zu verhindern. „Wir verabscheuen diese Tat zutiefst“, sagte Herbert Heimann (SPD). „Das ist nicht der erste Vorfall dieser Art in Ebersheim. Wir müssen alles tun, um diesen Antisemitismus in Ebersheim zu bekämpfen.“ Auch die Grünen zeigten sich entsetzt über diese Taten und forderten: „Die Gräueltaten der NS-Zeit müssen immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden.“
Die Mitinitiatoren der Ebersheimer Stolpersteinverlegung, Drs. Marion und Herbert Poensgen, meldeten sich in einer Pressemeldung zu Wort: „Die Namen und die Bedeutung der Opfer erneut auszulöschen, ist eine unbegreifliche Schandtat.“ Vielfach sei nicht im Bewusstsein, dass das Antisemitismus vor Ort ist. Polizei und Staatsanwaltschaft seien gefragt, schärfer einzuschreiten.
Oliver Gehrig