Start Mainz-Weisenau Gedenken an die Gefangenen des Straflagers Ortsbeirat Weisenau beantragt Gedenktafel für Ermordete

Gedenken an die Gefangenen des Straflagers Ortsbeirat Weisenau beantragt Gedenktafel für Ermordete

An das frühere Straflager in den Zementwerken soll künftig eine Stele erinnern. Foto: Oliver Gehrig

WEISENAU – Aufgrund der dauerhaften Überbelegung von Gefängnissen wurden die Portland Zementwerke während der Zeit des Nationalsozialismus als Arbeitserziehungslager geführt. Dokumentiert ist die Überführung von insgesamt 212 Menschen zwischen September 1943 und Mai 1944. In regelmäßigen Abständen kam es zu Erschießungen auf dem Gelände des Zementwerks. So begründen die Grünen ihren jüngsten Antrag im Weisenauer Ortsbeirat an die Verwaltung, an geeigneter Stelle eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ermordeten Gefangenen des Straflagers zu errichten. Sie beziehen sich unter anderem auf das Werk von Heinz Leiwig „Die Straflager in den Portland Zementwerken Mainz-Weisenau 1941-1945“. Denkbar wäre die Errichtung einer Informationstafel der Reihe „Historisches Mainz“. „Es wäre eine gute Sache, eine solche Gedenktafel hier in Weisenau zu errichten“, sagte Carola Brabandt (Grüne) in der jüngsten Ortsbeiratssitzung im Kulturheim. „Gerade jetzt vor dem Hintergrund der Zunahme rechter Parolen und antisemitischer Straftaten.“

Zustimmung gab es von den übrigen Fraktionen. „Wir begrüßen den Antrag sehr“, sagte Annette Wöhrlin (CDU). „Ich halte das für eine sinnvolle Maßnahme, damit das nicht in Vergessenheit gerät.“ Es sollte Kontakt mit den Zementwerken aufgenommen werden. Wöhrlin: „Die Firma ist noch da. Ich sehe sie in der Pflicht, sich hier zu engagieren.“ Tobias Hoffmann (SPD) ergänzte, diese Recherche von den Stadthistorikern zusätzlich absichern zu lassen. Auch an die Firma MAN sollte herangetreten werden, die ebenfalls beteiligt gewesen sei.

Jörg Gusek (Linke) forderte, einen Platz für die Stele auszusuchen, der eine „gewisse Wahrnehmung“ habe. Er sollte barrierefrei und gut zugänglich sein, ergänzte Ortsvorsteher Ralf Kehrein (SPD). Etwa vor den Ex-Werkswohnungen in der Wormser Straße oder vor dem Haus der Kulturen. „Das Haus der Kulturen wäre eine gute Wahl“, bekräftigte Robert Opara (parteilos). Ortsvorsteher Kehrein abschließend: „Entscheidend ist, dass Menschen umgekommen sind für die schlechte Sache. Darauf hinzuweisen ist entscheidend und wichtig.“ Der Antrag der Grünen wurde von den Fraktionen einstimmig auf den Weg gebracht.

Oliver Gehrig

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Ich bin gebürtiger Mainzer, Jahrgang 1967, und seit mehr als 20 Jahren hauptberuflich journalistisch in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport tätig. Für Journal LOKAL berichte ich seit 2014 aus Bretzenheim, Hechtsheim, Lerchenberg, HaMü, AKK und der Oberstadt sowie aus Finthen und Gonsenheim. In meiner Freizeit fahre ich gerne Fahrrad. Weitere Hobbies sind Tennis, Fußball und Aquaristik.