DRAIS – Die Reservistenkameradschaft Finthen war bei zahlreichen Volkstrauertag-Veranstaltungen mit Kranzniederlegungen dabei: in Gau- Bickelheim, Sprendlingen und Finthen, sowie in Ingelheim. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal einen besonderen, einen nahezu persönlichen Abschluss.
Die Gemeinschaft gedachte Wilhelm Kammerbauers am Soldatengrab auf dem alten Friedhof in Drais. Ortsvorsteher Norbert Solbach, Uniformierte der Reservistenkameradschaft Finthen sowie Annetrud Silz traten um das gepflegte Grab herum. Die Zeremonie war von den Reservisten aus schlicht gehalten, keine Fahnen und keine anderen Symbole und eine kurze Rede von Schriftführer Hartmut Frerichs, gefolgt von einer Schweigeminute und Niederlegung eines Gestecks mit dem Deutschlandband versehen.
Auf dem Friedhof fällt einem erst einmal ein eisernes Kreuz auf: ein Soldatengrab. Mit noch nicht einmal 42 Jahren fand Wilhelm Kammerbauer 51 Tage vor Kriegsende den Tod. Wie geht ein Volk nach einem Krieg mit seinen und fremden Soldaten um? Sind die Gedenkfeiern noch zeitgemäß, hinterfragte Hartmut Frerichs.
Mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand zu den beiden Weltkriegen schwinde das Interesse an der Pflege und dauerhaften Erhaltung von Soldatengräbern. Diesem Trend muss man entgegentreten. Wurde dieses Grab von Annetrud Silz (83) gepflegt, davor lange Zeit von Karl-Heinz Seng, der seit 2015 in direkter Nachbarschaft ruht, übernahm dies nun ab diesem Sommer die Reservistenkameradschaft.
„Wir kennen den Namen des Mannes auf dem Grabstein, Wilhelm Kammerbauer, wissen inzwischen, dass er am 27. Juli 1903 in Bad Tölz geboren wurde und am 17. März 1945 im Ober-Olmer Wald gefallen ist, wie eine Sterbekarte es ausweist. Aber das ist auch alles“, so Hartmut Frerichs.