
MAINZ – Bei einem Gedenkgottesdienst zum 80. Jahrestag der Bombardierung von Mainz in der Altstadt wurde ein eindrückliches Zeugnis aus den Archiven hervorgeholt: Ein Bericht von August Schuchert, der die letzten Stunden der Klarissen-Kapuzinerinnen während des verheerenden Luftangriffs auf die Stadt am 27. Februar 1945 beschreibt.
Er steht beispielhaft für das Schicksal von 1.200 Menschen, die an jenem Nachmittag im Februar ums Leben kamen. Der Bericht von Schuchert schildert die Todesumstände von 41 Schwestern des Klosters der Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung in der Gymnasiumstraße, als Mainz in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs von einem schweren Luftangriff getroffen und zerstört wurde.
Laut dem Bericht, als um 16.30 Uhr die ersten Bomben fielen, brachte die Oberin das Allerheiligste in den Luftschutzraum des Klosters. Dort versammelten sich die Schwestern um einen provisorischen Altar und hielten ihre letzte Anbetungsstunde, während der Kellerraum von den Erschütterungen des Krieges erfüllt wurde. Feuer und Rauch machten eine Rettung unmöglich.
Am Morgen danach fand man die Oberin und ihre vierzig Mitschwestern tot, viele noch in kniender Haltung, die Arme im Gebet ausgestreckt. Eine Kerze brannte noch auf dem Taufleuchter. Neben den Nonnen starben auch der Küster mit seiner Frau, zwei Pförtnerinnen, eine Mutter mit Kind und ein 17-jähriges Mädchen.
Mit behördlicher Genehmigung wurden die Opfer im Klostergarten bestattet. In einem feierlichen Requiem bezeichnete damals Bischof Dr. Albert Stohr die verstorbenen Schwestern als „Schutzengel für die Stadt und das Bistum Mainz“.
Der vollständige Bericht von Schuchert kann hier nachgelesen werden.
Wie das Bistum Mainz informierte, wurde bei der Gedenkfeier am Ort des wiederaufgebauten Klosters nicht nur der Opfer von damals gedacht. Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der den Gedenkgottesdienst leitete, erinnerte in seiner Predigt daran, dass das Gedenken an die Schrecken der Vergangenheit alle zur Verantwortung rufe. Er mahnte, dass Krieg und Gewalt auch heute viele Regionen der Welt überziehen und forderte dazu auf, Botinnen und Boten des Friedens zu werden.