
NIERSTEIN – Anlässlich des Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 widmet sich der Geschichtsverein Nierstein mit zwei Veranstaltungen dem Erinnern und Mahnen.
Eine Ausstellung zur Erinnerungskultur in Familien ist vom 7. November an sechs Wochen lang im Rathaus Nierstein zu sehen. Eröffnet wird sie am 7. November um 19 Uhr von der Projektleiterin Inka Engel von der Universität Koblenz. „Wir müssen an die Vergangenheit erinnern, um nicht Gefahr zu laufen, diese zu wiederholen“, betont Engel mit Blick auf die Bedeutung empathischer Reflexion. „Zivilgesellschaftlicher Widerstand kann zu einer gerechteren Welt ohne Rassismus und Rechtsextremismus beitragen.“
Die gezeigten Gegenstände und Fotografien stammen von zehn Familien mit einheimischem, migrantischem oder jüdischem Hintergrund. Sie wurden im Rahmen eines Forschungsverbunds mehrerer Hochschulen zu ihrem Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus befragt. Die Ausstellung ist Teil eines vom Landtag Rheinland-Pfalz initiierten Projekts zur bürgerwissenschaftlichen Erforschung der Familiengeschichte von Einheimischen sowie Migrantinnen und Migranten und ihres Verhältnisses zur NS-Zeit. Das Vorhaben bringt Bürgerinnen und Bürgern wissenschaftliche Arbeit näher, indem sie aktiv in die Forschung eingebunden werden.

Foto: Hans-Peter Hexemer
Die Schau verdeutlicht, wie unterschiedlich Vergangenes in Familien heute erinnert und weitergegeben wird. Anhand familiengeschichtlicher Zeugnisse lädt sie dazu ein, über eine zeitgemäße Vermittlung historischer Ereignisse zu diskutieren.
Ergänzend zur Ausstellung laden die Stadt Nierstein und der Geschichtsverein am Sonntag, dem 9. November, um 11.30 Uhr zu einer Gedenkfeier am Ehrenmal in der Mühlgasse ein. Von den 83 jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern, die 1933 in Nierstein lebten, waren fünf Jahre später bereits 58 vor der nationalsozialistischen Verfolgung geflohen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die Häuser der verbliebenen jüdischen Familien geplündert, verwüstet und die Menschen drangsaliert und beraubt.
Mit einer Kranzniederlegung vor der Gedenktafel für die Opfer des Naziterrors wird an diese erschütternden Ereignisse erinnert. Der Stadt und dem Geschichtsverein ist es ein Anliegen, zugleich zur Wachsamkeit zu mahnen und für Demokratie und Menschenrechte einzustehen. Nie wieder dürfen Menschen ausgegrenzt, entrechtet, beraubt, vertrieben, deportiert oder ermordet werden.
„Dafür müssen alle Bürgerinnen und Bürger sichtbar Zeichen setzen – durch das gemeinsame Gedenken an damals und solidarisches Handeln im Heute. Wir alle sind gefordert, dazu beizutragen, die Demokratie mit Respekt und Anstand zu leben“, betonen Stadtbürgermeister Jochen Schmitt und Hans-Peter Hexemer, Vorsitzender des Geschichtsvereins Nierstein.
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