RÜSSELSHEIM – „Das neue Stadtquartier Eselswiese soll mit dem bestehenden Ortskern von Bauschheim verschmelzen und in Fragen der Energieversorgung und Mobilität zukunftsfähig aufgestellt sein“, sagt Stadtrat Nils Kraft. Der Magistrat hat deswegen den Rüsselsheimer Stadtverordneten jetzt eine Drucksache vorgelegt, die die Ergebnisse des Bürgerdialogs zusammenfasst und für den Bebauungsplan entscheidende Grundsatzbeschlüsse beinhaltet. „Ein 60 Hektar großes Wohn- und Gewerbegebiet mit Grünbereichen ist im Rhein-Main-Gebiet eine Besonderheit und eine Verpflichtung an die Politik und die Verwaltung, sorgsam damit umzugehen“, macht Kraft deutlich.
Erfolgreicher Bürger*innendialog
Um die Bürgerinnen und Bürger mit einzubinden, ist eine umfangreiche Beteiligung erfolgt. Zum einen über eine Online-Beteiligungs-Website und zum anderen in Form von Bürgerdialogen unter der Federführung von Ortsvorsteherin Natalie Kolb, die von den Bauschheimern Wolfgang Jung und Alexander Steinbrecher unterstützt wurde. Die Ortsvorsteherin weist darauf hin, dass die Veranstaltungen zu sechs unterschiedlichen Schwerpunkten sehr gut angenommen wurden. „Bauschheim ist geprägt durch Brauchtumspflege und Traditionen. Wir wollen mitgestalten, und es gibt viel zu tun. Deswegen ist für mich wesentlich, was wir für Bauschheim schon jetzt bewirken können und was wir später zusammen mit unserem neuen Quartier tun können.“ So sei ein wichtiger Punkt des Bürgerdialogs der Quartiersplatz gewesen, um einen Treffpunkt sowohl für Alteingesessene als auch Neubürger*innen zu bieten. Dieser werde entsprechend bei den Planungen berücksichtigt. Die Ergebnisse des Bürgerdialogs sind auf der Internetseite www.eselswiese-ruesselsheim.de abrufbar.
Energieversorgung über Wärmenetz
Für die weitere Vorbereitung des Bebauungsplans schlägt der Magistrat den Stadtverordneten Grundsatzentscheidungen zur Energieversorgung, zur Mobilität und zur Grundstückvergabe vor. „Hinsichtlich der Energieversorgung will die Stadt für Rüsselsheim neue Wege gehen und ein Wärmenetz installieren. Das ist aus Sicht der Nutzenden eine wirtschaftliche und nachhaltige Variante“, fasst Kraft zusammen. Für ein Energiekonzept wurden unterschiedliche Wärmeerzeugungen geprüft. Ein möglicher Vorschlag zur Wärme- und Stromversorgung, könnte ein Nahwärmenetz sein, das über ein zentrales Holz-Heizkraftwerk versorgt wird.
Verkehrsarmes Quartier mit Aufenthaltsqualität
Beim Thema Mobilität sollen die Ziele der Verkehrswende umgesetzt werden. „Die Eselswiese soll ein verkehrsarmes Quartier werden. Denn insbesondere junge Menschen ändern ihr Mobilitätsverhalten und räumen dem Umweltgedanken mehr Raum ein“, sagt Kraft. Nicht erst seit der Corona-Pandemie werde weniger zur Arbeit gependelt und mehr von zu Hause gearbeitet. Dadurch sei der Wohnbereich immer häufiger auch der Arbeitsbereich, wodurch die Aufenthaltsqualität und naheliegende Grünbereich bedeutsamer würden. „Wir wollen in dem Quartier einen großen Mix an Mobilitäts-Möglichkeiten bieten“, stellt Kraft klar. Geprüft wird noch eine neue Bahnstation an der Eselswiese. Außerdem wird das Gebiet in das ÖPNV-Netz eingebunden. Wer lieber Rad fährt, soll von einem Radverkehrsnetz profitieren, dass sich an das städtische und regionale Radverkehrsnetz anschließt. An Mobilitätsstationen soll es zudem verschiedene Angebote zu Car-, Bike-, E-Scooter- und Lastenrad-Sharing geben.
In dem größten Teil des Wohnquartiers können Autos zwar zum Be- und Entladen kurz vor die Häuser fahren, parken sollen die Fahrzeuge allerdings in Quartiersgaragen. „Wir wollen dadurch mehr Qualität für den Aufenthalt in das Quartier bekommen, indem die Bürger*innen die Straßen nicht zum Parken, sondern zum Spielen, Spazierengehen und Treffen nutzen können. Außerdem sollen sich kommunikative Nachbarschaften herausbilden können“, sagt Kraft. Für diejenigen, die nicht auf ihr Auto direkt am Haus verzichten wollen, hat die Stadt den Übergangsbereich entlang der Straße Im Grundsee vergrößert, in dem Häuser mit eigenen Stellplätzen vorgesehen sind. Dies soll verhindern, dass die neuen Bewohner*innen des angrenzenden Bereichs ihre Autos in den benachbarten Straßen des jetzigen Ortsteils parken.
Städtische Grundstücke für besondere Nutzungen
Auch für die Vergabe von städtischen Grundstücken will sich die Stadtverwaltung grünes Licht mit einer Grundsatzentscheidung von den Stadtverordneten holen. Die Stadt will bei der Vergabe Angebote für die ärztliche Versorgung, für Senior*innenwohnen / Betreutes Wohnen einschließlich Pflegeangebote berücksichtigen. Hinzukommen Geschäfte und Gastronomie am Entréeplatz. Für die Belange des Sports will die Stadt auf dem vorgesehenen Schulgrundstück Flächen für eine Zwei-Feld-Sporthalle, einen Gymnastikraum sowie ein Sportfeld für die Kinder- und Jugendabteilungen der Vereine bereithalten. Bei der Gestaltung der öffentlichen Spiel- und Sportanalgen will sich die Stadt eng mit den Kindern und Jugendlichen sowie den örtlichen Vereinen abstimmen. Sofern nicht an anderen Standorten in Bauschheim Möglichkeiten gefunden werden, will die Stadt prüfen, ob Flächen für ein Kinder- und Jugendtreff beziehungsweise ein Nachbarschafts- und Familienzentrum in der Eselswiese bereitgestellt werden können.
Die abschließende Beschlussfassung erfolgt in der Stadtverordnetenversammlung am 17. November.
Silke Fey
Stadt Rüsselsheim am Main