
ALTSTADT – Eine harmonische Komposition aus facettenreichen Werken beflügelt Augen und Geist: Die achte Auflage der Reihe „Kunst am Pier” steht im Zeichen „bunt”. Sie kann noch bis Anfang Mai im ehemaligen Stadioner Hof besichtigt werden. Dafür muss der Gast lediglich auf den Klingelknopf in der Großen Bleiche 15 drücken. „Wir öffnen die Tür jedem, der die Ausstellung besuchen möchte“, sagt Manager Alexander Fruck vom Co-Working Space „The Pier Mainz“.
„Kunst am Pier” gibt Kunstschaffenden die Möglichkeit, ihre Reichweite zu vergrößern und ihre Werke zu verkaufen. Jeweils drei Monate lang beherbergt das ehemalige Mainzer Adelspalais Werke von drei bis vier Künstlern. Einerseits weil öffentliche und kostenfreie Präsenz- und Atelierflächen eine Mangelware seien, anderseits, weil das historische Gebäude dem Mainzer Publikum nicht vorenthalten werden sollte, erläutert Geschäftsführer Christian Wunsch. Ein Augenmerk liegt auf dem regionalen Bezug, aber auch Künstler von weiter weg sind in den Ausstellungen vertreten. Mit Thilo Weckmüller und Sebastian Stoll sind aktuell zwei Mainzer dabei. Martina Krone arbeitet am Bodensee und Enno Sauer kommt aus Frankfurt am Main.
Die Werke des „Lichtmalers” Sauer fesseln den Betrachter beim Anblick der bunt leuchtenden Formen und facettenreichen Motive. Beim „Lightpainting” hält er mittels Langzeitbelichtung die Spuren einer Lichtquelle im Dunklen fotografisch fest. Die Ergebnisse sprechen für sich – bei den originellen Kunstwerken kommt man aus dem Staunen nicht heraus.
Weckmüller präsentiert einen Mix aus „bekannten Mainzer Stadtansichten” und Motiven „jenseits der touristischen Linse”. Inzwischen habe er circa 150 Linoldrucken mit der Technik der „verlorenen Form“ hergestellt, sagt er. „Die Inspiration kommt aus der versteckten Ästhetik der alltäglichen Ansichten, die im Vorbeigehen kaum wahr- oder schlicht hingenommen werden.“ Es freue ihn daher, „wenn andere Menschen enge Bezüge zu den Stadtansichten haben, die zu meiner Realität und meinem Leben gehören.“
Die Seele der Steine macht Sebastian Stoll mit aufwendiger Arbeit sichtbar. Die Faszination für Edelsteine, Mineralien und Fossilien entdeckte er in der Kindheit. „Die gesammelten Steine wasche ich und schaue mir sie dann genau mit dem bloßen Auge und der Lupe an.“ Es brauche Zeit, um in den Steinen zu lesen, verrät er. Manchmal seien sie von außen spektakulär, aber innen erstaunlich arm an Strukturen. „Andere sind wiederum von außen eher unscheinbar, verfügen aber über fantastische Innenwelten aus Formen und Farben.” Die interessantesten Strukturen nimmt Stoll digital auf und transformiert sie am Computer zu eindrucksvollen „Lithoviso-Bildern”.
Die farbenfrohen Gemälde von Martina Krone strotzen nur so vor Energie. Der Ursprung ihres künstlerischen Schaffens liege in ihrem Glauben an Gott, meint sie. „Ich bin eine Art Ausdrucksmalerin Gottes.” Ihre Lebensaufgabe sieht sie darin, „deutlich mehr positive Energie auf der Welt ermöglichen und die Menschen zurück zu Gottes Geist führen.” Dafür verwendet sie ausschließlich Farben des Glücks, solche, die positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben und eine Art Shift erzeugen. „In den Räumen, sowie in den darin befindlichen Menschen”, erläutert Krone.
Bei den Künstlern kommt die Ausstellungsreihe „Kunst am Pier“ gut an. Die Möglichkeiten, sich zu präsentieren, seien bis 2026 ausgebucht, verrät Fruck. Zugleich sei das Team von „The Pier” für neue Inspirationen offen. Den Veranstaltern gehe es darum, Brücken zu bauen, Türen zu öffnen und eine Symbiose im Haus zu erschaffen. Demnächst durch das Mitwirken an der Mainzer Museumsnacht (14. Juni) und eine erste Finissage der baldigen, neunten Ausstellung (29. August).
Die aktuelle Schau kann montags bis freitags, 9 bis 17 Uhr, besucht werden. Infos zu allen Veranstaltungen unter www.thepier.de.
Mandy Kramer