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Förderschulordnung: Sorgen um Wegfall des 10. Schuljahres Kreisbeigeordnete schreibt an Bildungsministerin

Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule in Ingelheim, Gabriele Fichtner, zeigt sich seit Langem über die Regierungspläne zum Wegfall des 10. Schuljahres an Förderschulen besorgt. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

MAINZ-BINGEN – Die neue Förderschulordnung des Landes Rheinland-Pfalz steht in der Kritik. Wie Journal LOKAL im Mai berichtete, äußerte sich die Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule in Ingelheim, Gabriele Fichtner, anlässlich des Tages der offenen Tür, sehr besorgt über die Regierungspläne zum Wegfall des 10. Schuljahres an Förderschulen. Sie betonte die Notwendigkeit, dieses Schuljahr zu erhalten, um Schülern den Übergang in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Wie der Landkreis Mainz-Bingen jetzt berichtet, hatte Fichtner ihre Sorge auch im Rahmen einer Diskussion geäußert, die der Behindertenbeirat des Landkreises zuletzt zum Thema mit Schulleitungen, Eltern, Interessensvertretungen und Pflegeinrichtungen geführt hat. Die einhellige Meinung im Kreistagssaal sei gewesen, so das Resümee: „Die Gefahr ist groß, dass die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissenen Kinder dann den Anschluss verlieren und die Berufsreife nicht erlangen“. Der Grund: die geplante Förderschulordnung sieht unter anderem vor, dass die Kinder nach dem 9. Schuljahr von einer Förderschule in eine Regelschule wechseln müssen, um das 10. Schuljahr zu absolvieren. „Das ist sehr bedauerlich. Wir haben an unserer Schule viele Kinder zur Berufsreife geführt und alle hatten anschließend eine Perspektive“, schilderte Fichtner.

Im Anschluss an die Diskussion habe 2. Kreisbeigeordnete Almut Schultheiß-Lehn (FWG) einen Brief an Bildungsministerin Stefanie Hubig geschrieben, teilt die Pressestelle weiter mit. „Die Forderungen darin sind eindeutig: Die 10. Klasse an der Förderschule soll ebenso bestehen bleiben, wie die Wahl zwischen Regelschule und Förderschule, um den Hauptschulabschluss erreichen zu können sowie das Gutachterverfahren zur Ermittlung des Förderbedarfs.“

Genauso fordert die Kreisbeigeordnete das uneingeschränkte Elternwahlrecht zwischen Inklusion und Förderschule über die gesamte Schullaufbahn. In einem umfangreichen Fragenkatalog fragt Schultheiß-Lehn zudem danach, „ob die Förderschule aus wirtschaftlichen Gründen abgeschafft werden soll und ob die gestiegene Nachfrage nach Förderschulen dabei berücksichtigt worden“ sei.

„Die wegfallende Begutachtung bei Schulbeginn, eine mögliche Forderung der Eltern nach einem Gutachten und die Grundlage für eine optimale Förderung ohne Gutachten sind ein weiterer Themenkomplex in dem Brief.“ Gemeinsam mit Yvonne Bless, der Beauftragten für die Belange behinderter Menschen im Landkreis,hofft Schultheiß-Lehn jetzt darauf, „dass der Brief an die Ministerin zu einem Dialog führt, besonders im Hinblick darauf, dass bei der Sitzung des Behindertenbeirates trotz Einladung niemand vom Land anwesend war“. Die Kreisverwaltung schließt die Meldung mit der Bemerkung, jene Abwesenheit „wurde insbesondere von den vielen Zuschauern, bestehend aus Elterninitiativen, Förderschul­lehrerinnen und -lehrern sowie Vertretern von Pflegeeinrichtungen sehr bedauert“.