Start Gesellschaft Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus Neue Stolpersteine in der Gonsbachstraße 6 verlegt

Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus Neue Stolpersteine in der Gonsbachstraße 6 verlegt

Vorne rechts Gertrude Henn mit ihrer Schwester und Cousine (links): Die Familienmitglieder halten die Stolpersteine in der Hand. Foto: Elke Fauck

GONSENHEIM – Die Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig in ganz Deutschland zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus verlegt, haben auch vor so manchem Haus in Gonsenheim bereits Einzug gehalten. Die jüngsten Stolpersteine erinnern an Anna Maria Becker, Margaretha Martin und Fritz Martin, die der Euthanasie zum Opfer fielen.

Die Gonsenheimerin Gertrude Henn ist durch Zufall bei der Ahnenforschung auf die Geschichte gestoßen und begann mit weiteren Nachforschungen. Journal Lokal berichtete über Details in der Ausgabe von April 2025.

Nun bekamen die drei oben erwähnten Opfer jeweils einen Stolperstein. Hierbei handelt es sich um Pflastersteine, die mit Messingtafeln versehen sind. Letztere werden von Hand mit Hammer und Schlagbuchstaben beschriftet und in den Bürgersteig vor dem letzten frei gewählten Domizil der NS-Opfer eingelassen. Normalerweise setzt der Künstler die Steine persönlich in den Boden. Da er in diesem Fall leider verhindert war, wurde das von Mitarbeitern des Bauhofs übernommen.

Bisher wurden über 116.000 Stolpersteine in mehr als 1860 Kommunen in 31 europäischen Ländern vom Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt, die meisten davon in Deutschland.

Christine Schwarz von der Arbeitsgruppe Stolpersteine Mainz begrüßte alle Anwesenden und dankte Kulturdezernentin Marianne Grosse, die den Verlegungen der Stolpersteine regelmäßig beiwohnt, aber in absehbarer Zeit in ihren Ruhestand geht.

Anna, Margaretha und Fritz wohnten in der Gonsbachstraße 6, bevor sie Opfer der Krankenmorde in der NS-Zeit wurden. Foto: Elke Fauck

Auch gedachte sie Renate Knigge-Tesche, die sich im Verein für Sozialgeschichte unter anderem für die Stolpersteine engagiert hatte und im April dieses Jahres leider verstarb.  „Wir werden in ihrem Sinne weiterarbeiten“, versprach Schwarz, deren Kollegin Mechthild Frey ebenfalls anwesend war.

Marianne Grosses Dank ging in ihrer Ansprache an den Verein für Sozialgeschichte, den Heimat und Geschichtsverein Gonsenheim, das Haus des Erinnerns und in Gedanken an Renate Knigge-Tesche für das große Engagement in ihrem Leben für Gerechtigkeit und Demokratie.

„Die Erinnerungskultur lebt von der aktiven Beschäftigung der Vergangenheit“, betonte Grosse und fügte hinzu: „Die Euthanasieopfer wurden brutal und systematisch ermordet.“ Die Kulturdezernentin erwähnt ebenfalls, dass diese Opfergruppe lange totgeschwiegen wurde. Inzwischen erheben immer häufiger Familien und das Umfeld derer, die ermordet wurden, die Stimme gegen diese Krankenmorde.

Grosses Dank ging auch an Gertrude Henn, die in mühsamer Kleinarbeit die Daten ihrer Familiengeschichte erforscht und die Initiative der Erinnerungskultur ergriffen hatte. Da die Generation der Zeitzeugen langsam ausstirbt und es immer schwieriger wird, noch welche zu finden, sollten nicht nur die Erfahrungen weitergegeben werden, sondern auch der Umgang damit für die Zukunft.

Gertrude Henn freute sich über die rege Teilnahme. Auch ihre Schwester und ihre Cousinen waren anwesend. Die eigentliche Initiatorin gab noch einmal einen kurzen Umriss dessen, was sie im Rahmen ihres Vortrags beim Heimat- und Geschichtsverein im März ausgeführt hatte, bevor die Angehörigen an den Stolpersteinen die Blumen niederlegten, musikalisch begleitet von der Band des Frauenlob-Gymnasiums unter der Leitung von Musiklehrer David Schmauch.

Elke Fauck