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Gemeinsames Gedenken an die Opfer der Pogromnacht Kranzniederlegung und Vortrag zu „Lebenslinien“ der jüdischen Familie Koch-Frank

Die Familie Koch-Frank in Rodalben, von links: Frieda Koch geb. Frank, Sally Frank, Heinrich Koch, Mitte Oma Anna Frank, unten Josef "Seppl" Koch und Rosa "Rosel" Koch, die Zwillinge. Quelle: Privatbesitz Familie Zank

NIERSTEIN – Mit einer Kranzniederlegung und einem Vortrag wollen der Geschichtsverein und die Stadt Nierstein zum Jahrestag der Pogromnacht von 1938 der Opfer gedenken. Am Samstag, 9. November, werden Stadtbürgermeister Jochen Schmitt und Hans-Peter Hexemer, Vorsitzender des Geschichtsvereins, die Gedenkstunde mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal in der Mühlgasse um 16.30 Uhr eröffnen.

„Durch Gedenken und Erinnern wollen wir für die Gegenwart und Zukunft lernen, woran wir in unserer Geschichte anknüpfen wollen und welchen Entwicklungen wir entgegentreten müssen“, sagt Hans-Peter Hexemer im Vorfeld.

Im Anschluss an die Kranzniederlegung beginnt um 17 Uhr in der Riesling-Galerie des Rathauses, Bildstockstraße 10, der Vortrag von Peter Zank zum Thema: „Lebenslinien – Die NS-Verfolgung von Juden am Beispiel einer pfälzischen Familie“. Als „Zweitzeuge“ zeichnet Zank, ein direkter Nachkomme der Familie Koch aus Nierstein, die Lebenswege seiner Familie aus der Pfalz von 1920 bis 1970 nach. Zank arbeitet als Bildungsreferent im Netzwerk „Erinnern vor Ort“ des Anne-Frank-Zentrums Berlin und an der Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt an der Weinstraße.

An seine Vorfahren, Heinrich Koch und seine Frau Frieda, geborene Frank, die in Nierstein bis zur Zwangsschließung durch die Nazis eine Metzgerei betrieben, erinnern Stolpersteine (Rheinstraße 12). Sie wurden im Dritten Reich verfolgt und im KZ Piaski ermordet. Am Beispiel der jüdischen Familie Koch-Frank zeigt der Referent exemplarisch, wie Juden ab 1933 systematisch ausgegrenzt, entrechtet, verfolgt und ermordet wurden. Auch der Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit dem Völkermord an Juden, Sinti und Roma wird im Vortrag thematisiert. Wer aus Sicht der Nationalsozialisten keinen Platz in der deutschen „Volksgemeinschaft“ hatte, wurde zum „Volksfeind“ erklärt.

Hexemer appelliert in diesem Zusammenhang: „Der Antisemitismus, den es bis in die Mitte unserer Gesellschaft gibt, darf bei uns keinen Platz haben. Deshalb müssen wir allen antisemitischen Tendenzen und dem vorhandenen Israelhass, sei es von Rechts, von Links oder von Islamisten, entschieden entgegentreten. Das Schicksal der Familie Koch steht beispielhaft dafür, was nicht mehr geschehen darf.“

Nach dem Vortrag bieten die Organisatoren die Gelegenheit für Gespräche mit Zank an.

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