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Gerhard Jaeger feierte 90. Geburtstag Seine Bilder sind für die Gemeinde ein „wahrer Schatz“

Herzenswunsch erfüllt: Gerhard Jaeger steigt im Oktober 2020 in den Hubsteiger ein und fotografiert mit 88 Jahren locker in 18 Metern Höhe das Gelände der ehemaligen Ziegelei. - Foto Knapp

KRIFTEL – Das Fotografieren ist seine Leidenschaft: Seit Jahrzehnten hält Hobbyfotograf Gerhard Jaeger in Bildern fest, was in Kriftel los ist – bei Veranstaltungen von Vereinen, in der Kulturszene, bei Festen oder bei Konzerten in Rathaus oder Kirche. Aber vor allem die Weiterentwicklung der Gemeinde hat es ihm angetan und er möchte sie für die Nachwelt festhalten: Immer wieder fährt er daher auch heute noch – wenn auch seltener – auf Krifteler Plätze, an Straßenecken, zu Gebäuden oder Grundstücken, die er in der Vergangenheit schon fotografiert hat, um ihnen ein aktuelles Bild gegenüberzustellen.

Eine Fahrt mit dem Hubsteiger in luftige 18 Meter Höhe hatte er zum 85sten Geburtstag von der Gemeinde geschenkt bekommen, einzulösen bei der örtlichen Firma Bechstein. Das war schon lange sein Herzenswunsch gewesen. Im Oktober 2020 lichtete der 88-Jährige das ehemalige Ziegeleigelände ab und komplettierte damit seine „Aufzeichnungen“. „Ich habe die Umwandlung in ein Baugebiet von Beginn an mit der Kamera begleitet. Für meine Vorher-Nachher-Bilder fehlte mir noch ein abschließender Schuss“, so Jaeger glücklich. Am Montag feierte er seinen 90sten Geburtstag. Die große Zahl an Gratulanten, die über den Tag verteilt persönlich vorbeikam, und auch die vielen Glückwünsche per Post haben ihn sehr gerührt.

50 Jahre Kriftel auf der Festplatte

Unter den Gratulanten waren natürlich Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, die nicht nur die Gratulationsurkunden von Land, Kreis und Gemeinde mitgebracht hatten und ein Geschenk übergaben, sondern dem Jubilar im Namen der Gemeinde auch herzlich für sein jahrzehntelanges Engagement dankten. „Was Sie für Kriftel geleistet haben, dass ist von unschätzbarem Wert“, betonte Seitz. Er bekam im Gegenzug von Jaeger auch ein Geschenk überreicht: Eine Festplatte mit dem Titel „50 Jahre Kriftel“. Seit 2005 fotografiert Jaeger digital, viele Bilder hat er für diese Sammlung zusätzlich eingescannt. Auch wenn ihm das Laufen zunehmend schwerer fällt, ist er nach wie vor gelegentlich noch mit der Kamera und einem Elektromobil in seiner Heimatgemeinde unterwegs. Zuletzt hat er die Bebauung des ehemaligen ROWG-Geländes in der Bahnhofstraße fotografisch verfolgt.

Gerhard Mantel, Bodo Knopf und Ursula Kurz schauten mit dem von Jaeger geschätzten französischen Rotwein als Abordnung des Partnerschaftsvereins zur Gratulation in der Lindenstraße vorbei ebenso wie Werner Mitsch und der Vereinsvorsitzende Bernd Reimann aus den Krifteler Foto- und Filmclub (FFC), den Jaeger 1978 mitbegründet hat. Reimann nutze den runden Geburtstag, um ihn per Urkunde feierlich zum Ehrenmitglied des FFC zu ernennen. „Seine Ideen gehen immer wieder in die aktuellen Aktivitäten des Clubs ein und werden von den aktiven Mitgliedern in Fotoprojekten umgesetzt. In Vor-Coronazeiten gab es das Fotoprojekt ‚Kriftel gestern-heute‘ und im vergangenen Jahr einen ‚Fotowalk Kriftel‘, auf dem die Mitglieder des Clubs die Gemeinde Kriftel im Jahr 2021 dokumentiert haben“, so Reimann.

Für Städtepartnerschaft und Gesangverein

 Der aus Ostpreußen stammende Krifteler engagiert sich zudem schon lange im Partnerschaftsverein für die Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Airaines, war beteiligt an Ausstellungen und Vorträgen mit fotografischem Hintergrund und Vorstandsmitglied. Ehefrau Evelin und er haben schon unzählige Male Gäste aus Airaines bei sich aufgenommen. Für seine Verdienste um die Städtepartnerschaft hat Jaeger bereits die Partnerschaftsmedaille erhalten. Sein umfassendes ehrenamtliches Engagement in Kriftel war vor zehn Jahren bereits durch Verleihung der Ehrenplakette der Gemeinde gewürdigt worden.

Seit über 50 Jahren hat er auch fast alle Veranstaltungen des Gesangverein Liederkranz mit seinem Fotoapparat begleitet. Der Männerchor schaute dann auch am Tag des Geburtstages vorbei und sang ihm am Nachmittag ein Ständchen vor dem Balkon.

Von Ostpreußen über Frankreich nach Kriftel

Gerhard Jaeger wurde 1932 in Ostpreußen an den Masurischen Seen geboren. Er erlebte die Vertreibung, sein in französischer Kriegsgefangenschaft ausharrender Vater bat die Familie, zu ihm nach Südfrankreich zu kommen. Das tat sie und arbeitete dort im Weingut mit. 26-jährig kam er in die junge BRD, seit 1958 lebt er in Kriftel. Als er in Kriftel in der Lindenstraße ein Haus zu bauen begann, hatte Kriftel nur 5000 Einwohner. Jaeger arbeitete bei der Hoechst AG und wurde Vorarbeiter im Bereich Pharmazie. Evelin (heute 87) heiratete er 1960.

In Südfrankreich begann er als junger Mann zu fotografieren. Eine kleine handliche Kamera hat er auch heute noch immer greifbar: An seinem 90. Geburtstag hat er sie mit einem Augenzwinkern zwischendurch immer wieder ans Auge gehoben um mit einem Klick zu dokumentieren, wer zu Besuch gekommen ist.

Tina Schehler 
Gemeinde Kriftel