
NIERSTEIN-OPPENHEIM – Die Geschichtsvereine Nierstein und Oppenheim laden zu einer gemeinsamen Vortragsveranstaltung mit Bernd Ellerbrock ein und erinnern dabei an ein spektakuläres Ereignis aus dem Jahr 1900: eine Propagandafahrt von Torpedobooten auf dem „deutschen Rhein“, die die Aufrüstung der wilhelminischen Marine unterstützen sollte.
„Schwarze Gesellen auf dem Rhein: Flotten-Agitprop anno 1900“ ist der Titel der Veranstaltung, die am Donnerstag, 16. September 2021, 19.00 Uhr im Weingut Guntrum stattfindet.
Bernd Ellerbrock berichtet über diesen spektakulären Propagandafeldzug, der am 29. April des Jahres 1900 in Wilhelmshaven begann: Kaiser Wilhelm II. und sein Leiter des Reichsmarineamtes Vizeadmiral Alfred Tirpitz hatten eine komplette Division Torpedoboote zum Rhein beordert. Tief im Binnenland, von Emmerich nach Karlsruhe und zurück. Wo die „Schwarzen Gesellen“ Station machten, wurden sie von einer marinebegeisterten Menge und den örtlichen Honoratioren voller Hurrapatriotismus empfangen. So auch in Nierstein und Oppenheim, dort direkt am damals so genannten „Oppenheimer Fahrt“, also der Niersteiner Anlegestelle der Fähre. Deshalb findet der Vortrag auch am authentischen Ort, Rheinallee 62 statt.
Bei diesem Propagandafeldzug bereitete man den Herolden für des Kaisers Flottenbaupläne überall einen enthusiastischen Empfang. Die Kriegsflotte war noch auf ihrer Rückreise, da beschloss der Reichstag das 2. Flottengesetz, mit dem die deutsche Aufrüstung zur See eine gefährliche Dimension bekam. Nach sieben Wochen Fahrt wurde die Division in Wilhelmshaven am 18. Juni 1900 mit einem „Hurra!“ auf den Kaiser wieder aufgelöst.
Der Vortrag von Autor und Fotograf Ellerbrock (Hannover) basiert auf seinem kürzlich erschienen Buch, in dem er diese ungewöhnliche Mission der Kaiserlichen Marine im Detail aufbereitet hat. Es beleuchtet die politischen Hintergründe, informiert über regionale Vorkommnisse und zeichnet so zugleich ein „Sittengemälde“ des Kaiserreiches um die Jahrhundertwende. Das Buch, das im vergangenen Jahr bereits in den Oppenheimer Heften, der Publikation des Oppenheimer Geschichtsvereins vorgestellt wurde, kann bei der Veranstaltung erworben werden.
Der Eintritt für die Veranstaltung beträgt 7 Euro und beinhaltet ein Glas Sekt, Secco, Traubensaftschorle oder Wasser sowie eine Brezel.
Corona bedingt ist eine Anmeldung erforderlich unter Angabe von Namen, Adresse, Telefonnummer und Mailadresse für jede gemeldete Person. Für beide Vereine gibt es eine gemeinsame Anmeldestelle: per Mail an mail@geschichtsverein-nierstein.de oder per Telefon unter 06133 507515 bei Axel Schwarz. Anmeldeschluss ist der 9. September.
Es gelten die am Veranstaltungstag gültigen Corona-Regelungen.
Bitte beachten Sie: Wegen der Bauarbeiten an der B 9 sind dort die Gehwege gesperrt. Daher wird auch das Tor am Leinpfad geöffnet sein und die dortige Treppe kann für den Zugang zum Guntrum-Gelände genutzt werden.
Aud Hoßbach-Appelmann
Geschichtsverein Nierstein e.V.