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Glas wird zur Todesfalle für Vögel Kreis wirbt für vogelfreundliches Bauen, um Kollisionen zu verhindern

Bild von Kiều Trường auf Pixabay

KREIS GROSS-GERAU – Rund 100 Millionen Vögel sterben in Deutschland jedes Jahr an Kollisionen mit Glas – eine erschreckend hohe Zahl. Dies entspricht in etwa fünf Prozent aller Vögel, die über das Jahr verteilt in Deutschland leben oder als Zugvogel hindurchfliegen. Neben dem Verlust von Lebensraum und der Bejagung durch Hauskatzen zählt Glas somit zu den größten Bedrohungen für den Bestand zahlreicher Vogelarten. Auch im Kreis Groß-Gerau kommt es zu solchen Unfällen: An Bushaltestellen, Wintergärten, Bürogebäuden oder gläsernen Balkonbrüstungen – überall dort, wo große Glasflächen verbaut sind, lauert die Gefahr für Vögel.

Kollidieren größere Vögel wie Tauben oder Spechte mit einer Scheibe, hinterlassen sie oft sichtbare Spuren – meist in Form eines hellen Abdrucks mit zwei Linien, die von den Flügeln stammen. Bei kleineren Vögeln passiert es meist unbemerkt. Sie verursachen keine Spuren am Glas. Rund vier von fünf Vögeln sterben an den Folgen der Kollision – viele sofort, andere später an inneren Verletzungen. Da tote oder verletzte Tiere häufig von Krähen, Mardern, Katzen, Ratten oder anderen Aasverwertern beseitigt werden, bleibt das Ausmaß dieses Problems für uns Menschen oft unsichtbar.

Warum fliegen Vögel gegen Glas?
Vögel erkennen Glas nicht als Hindernis. In der Natur gibt es keine vergleichbaren harten, unsichtbaren Strukturen. Vor allem die in moderner Architektur geschätzten Eigenschaften von Glas werden Vögeln zum Verhängnis Besonders problematisch sind zwei Funktionen von Glasflächen: Glas ist durchsichtig und ermöglicht so eine Verbindung zwischen drinnen und draußen. Vögel hingegen sehen das Glas nicht und versuchen durch die Scheibe zu fliegen. Für sie ist es eine nicht wahrnehmbare Barriere. Vor allem senkrechte Glaswände oder Eckfenster sind hierbei problematisch. Ein weiteres Problem ist die Eigenschaft von Glas, Spiegelungen zu erzeugen. Fenster reflektieren so Bäume oder den freien Himmel. In Städten führt das zum Beispiel dazu, dass Vögel entlang von Straßenbäumen fliegen und den Unterschied zwischen dem echten Baum und seinem Spiegelbild in der Fensterscheibe nicht erkennen.

Was tun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Vogelschlag zu reduzieren. Problematische Glasflächen sollten vermieden werden, wie z.B. freistehende transparente Scheiben oder Eckverglasungen, welche für Vögel besonders gefährlich sind. Bei der Planung neuer Bauwerke sollten Glasflächen am besten vogelfreundlich gestaltet werden. Mattes und strukturiertes Glas können verwendet werden, um klassische Vogelfallen zu vermeiden. Wird doch mit transparentem oder spiegelndem Glas gebaut, sollten hoch wirksame Markierungen auf größeren Glasflächen verwendet werden. Solche geprüften Markierungen können auch nachträglich noch an Scheiben angebracht werden. Typische „Greifvogelsilhouettenaufkleber“ sind nicht wirksam. Untersuchungen zeigen, dass diese keine Abhilfe schaffen und es weiterhin zu Kollisionen in unmittelbarer Nähe der Aufkleber kommt.

Es sollten hingegen geprüfte Markierungen genutzt werden, die auf der gesamten Glasfläche angebracht werden müssen. Es gilt dabei die Handflächen-Regel: Abstände zwischen Markierungen sollten nicht größer als eine Hand breit sein, damit Vögel nicht versuchen, durch die vermeintliche Lücke zu fliegen. Entscheidend für die Vögel ist außerdem der Kontrast der Markierungen: schwarze Muster sollten vor hellem, weiße Muster vor dunklem Hintergrund verwendet werden. Auch die Farbe Orange wird unter vielen Lichtbedingungen gut wahrgenommen. Es können dabei verschiedene Klebefolien mit Streifen, Punkten oder anderen Mustern verwendet werden. Diese flächigen Markierungen können helfen, besonders gefährliche Glasflächen für Vögel sichtbar zu machen und Kollisionen zu verhindern.

Zum Weiterlesen: Die Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“, herausgegeben durch die Schweizerische Vogelwarte Sempach, steht kostenfrei als PDF zum Download bereit.

Der Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau