BRETZENHEIM – Johannes Gensfleisch alias Johannes Gutenberg, der Erfinder der Buchdruckerkunst, ist sicherlich der berühmteste Mainzer aller Zeiten. Nun stieg das Denkmal von seinem Sockel am Höfchen, wanderte zum Bretzenheimer Naturschaugarten an der Lindenmühle und hielt dort anlässlich des Lesetages „Mainz liest bunt“ eine Lesung der besonderen Art. Karlheinz Endres vom Arbeitskreis Naturnahes Grün war in die Figur des Gutenberg geschlüpft und erzählte abends am wärmenden Lagerfeuer Geschichten über alte Pflanzennamen, die es bereits im Mittelalter gab. Er begrüßte rund zehn Gäste, die es sich in Decken gehüllt auf Klappstühlen rund ums Lagerfeuer mit Glühwein, Tee und Kinderpunsch gemütlich machten. Dazu gab es mittelalterliche Musik vom Band mit Gruppen wie etwa „Ougenweide“.
„Im Moment wird viel über Gutenberg geschrieben“, erläuterte Endres zu Beginn. „Dabei ist aber ein Riss im Raum-Ewigkeits-Verhältnis entstanden.“ Dann schlüpfte er in die Rolle des Gutenberg und stellte einige alte Sprichwörter vor, die allesamt mit Pflanzen oder sogar der Buchdruckerkunst zu tun haben: „durch die Blume sagen“, „Das Blatt wendet sich“, „Geh dahin, wo der Pfeffer wächst“ und „Lügen wie gedruckt“. Als Überraschungsgast erschien Hildegard von Bingen in Gestalt von Petra Thieme. „Ich habe viel über Pflanzen geschrieben, die es heute noch gibt“, erzählte sie und nannte als Beispiel die Hundsrose. Auch mit Gärten beschäftigte sich Hildegard damals zu ihrer Zeit: „Der Himmel ist ein wunderbarer Garten, in dem es duftet.“ Im Naturschaugarten findet sie etliche Pflanzen und fühlt sich bestätigt. Gutenberg und Hildegard unterhalten sich, und Gutenberg bedauert, nie etwas über Hildegard gedruckt zu haben.
Der vom Arbeitskreis Naturnahes Grün der Lokalen Agenda 21 betreute Naturschaugarten Lindenmühle soll Bürgern die heimische Natur näherbringen. Er wurde 2004 eröffnet. Regelmäßig gibt es Vorträge und Führungen. Weitere Infos gibt’s unter www.mainz-naturnah.de.