HECHTSHEIM – Die evangelische Kirchengemeinde in Hechtsheim lud kürzlich zu einem Konzert ein, das den Gästen doppelten Genuss bescherte, indem es Musik mit einer Weinprobe kombinierte. Drei Hechtsheimer Winzerinnen – Siegrid Lemb-Becker, Mirjam Schneider und Malenka Stenner – stellten jeweils zwei Weine vor. Zu jedem Wein servierte die Organistin Carolin Kaiser ein passendes Stück.
Die Verbindung von Orgelmusik und Wein mag zunächst ungewöhnlich erscheinen, doch sie ist ein Ergebnis kreativen Fundraisings, wie Jürgen Witzig, Mitinitiator und Sprecher der Fundraising-Initiative, erklärte. „Die Idee zum Fundraising entstand 2014“, berichtet der Mitinitiator. „Als die neu erbaute Kinderkrippe die Kirchengemeinde mit hohen Bauunterhaltsrücklagen belastete, gründeten Annette Koser und ich eine Fundraising-Gruppe.“ Andere Veranstaltungen, die die Gruppe ins Leben rief, wie beispielsweise der Kerbeauftakt im Christophorushof, bei dem Kleinkunst auf der kleinsten Bühne Hechtstheims präsentiert wird, dienen dem gleichen Zweck. Die jährlich erforderlichen hohen Beträge sind essenziell, um zu verhindern, dass die Einrichtung in finanzielle Not gerät, so Witzig. „Es soll uns nicht wie dem Mainzer Rathaus ergehen.“ Das Projekt, das bereits seit zehn Jahren läuft, zeigt die Notwendigkeit stetiger finanzieller Rücklagen.
„Unsere neueste Idee, die im vorigen Jahr erfolgreich debütierte, ist eben die Verbindung von Wein und Orgelmusik.“ Hechtsheim, bekannt für seine Weine, und die Mebold-Orgel, die übrigens am 12. Mai ihr 30-jähriges Jubiläum feiern wird, bieten den perfekten Rahmen, so die Überzeugung. Die drei Winzerinnen enttäuschten das Publikum nicht. Sie erzählten auf unterhaltsame Weise faszinierende Details zu den Weinen, die sie kreieren. Siegrid Lemb-Becker stellte den 2023er Spätburgunder vom Kirchenstück vor. „Über die Lage muss man den Hechtsheimern nicht viel sagen“, bemerkte sie. Mirjam Schneider verriet das Geheimnis des Namens „Wirbelwind“, den sie dem 2022 Sauvignon Blanc trocken verlieh aufgrund seiner Lage, die immer dem Wind ausgesetzt ist, und erklärte beim 2022 Grauburgunder trocken: „Bei ihm muss ich immer an Männer denken. Er ist kräftig, trumpft manchmal auf, zeigt Muskeln, ist charmant und weich, aber auch gefährlich.“ Malenka Stenner präsentierte ebenfalls auf unterhaltsame Weise den 2022 Weißburgunder halbtrocken als „einen schönen, weiblichen Gegenpart zum Grauburgunder“, der „filigran und fein ist, mit angenehmer Restsüße und uns an die wärmeren Temperaturen denken lässt“.
Reich an Inhalt und nicht weniger unterhaltsam waren auch die Einführungen der Organistin, die das Minuet von Manuel de Santo Elias „mit einer leichten Säure im Mittelstück“ ankündigte. Zusätzlich konnten die Gäste im Anschluss weitere Weine probieren und sich über die Funktionsweise der Orgel informieren.
Gregor Starosczyk-Gerlach