Start Gesellschaft Holocaust-Gedenktag in Nierstein Einzigartiger Vortrag von Gerhard Wiese, dem Zeugen des Auschwitz-Prozesses

Holocaust-Gedenktag in Nierstein Einzigartiger Vortrag von Gerhard Wiese, dem Zeugen des Auschwitz-Prozesses

Gerhard Wiese im früheren Arbeitszimmer von Fritz Bauer (Bild im Hintergrund) im Frankfurter Landgericht. Foto: Fritz Bauer Institut/ Werner Lott

NIERSTEIN – Am 27. Januar 2024, dem Holocaust-Gedenktag, lädt der Geschichtsverein Nierstein zu einer besonderen Veranstaltung ein. Im Mittelpunkt steht ein Vortrag des Oberstaatsanwalts a. D. Gerhard Wiese, bekannt für seine Rolle im Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963-1965.

Gerhard Wiese, der damals jüngste Ankläger im Prozess, ist heute der letzte lebende Zeitzeuge dieses bedeutenden Gerichtsverfahrens. Der Prozess brachte 20 Männer vor Gericht, die in unterschiedlichen Funktionen am Massenmord im KZ Auschwitz beteiligt waren. Initiator des Prozesses war der Hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der die deutsche Öffentlichkeit mit den Verbrechen des Nationalsozialismus konfrontieren wollte.

In der Einladung zur Veranstaltung heißt es zur Erinnerung: „Ab Dezember 1963 standen 20 Männer, die das Morden im KZ Auschwitz organisierten und durchführten, vor dem Schwurgericht in Frankfurt am Main – vom Wachmann bis zur Lagerleitung.“ Der Hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer habe vor 60 Jahren ins Bewusstsein rufen wollen, dass „wer immer an dieser Mordmaschine hantierte, durch seine Mitwirkung am Morde schuldig wurde“. Zugleich ging es ihm darum, „Gerichtstag zu halten über uns selbst“.

Wiese, der die Anklage gegen zwei führende SS-Offiziere, SS-Führer Wilhelm Boger und Oswald Kaduk, vorbereitete, betrachtet diesen Prozess als den Höhepunkt seiner Karriere. Bis 1993 war er als Oberstaatsanwalt tätig und widmet sich seither der Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit. Für sein Engagement erhielt er 2017 das Bundesverdienstkreuz und 2023 den Hessischen Verdienstorden.

Hans-Peter Hexemer, Vorsitzender des Geschichtsvereins Nierstein, betont die Bedeutung dieser Veranstaltung, gerade in Anbetracht aktueller Entwicklungen: „Wie freuen uns, diesen sehr gefragten Zeitzeugen für unsere Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag gewonnen zu haben. Gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen ist es unsere Pflicht, aus dem Gedenken an die Opfer das Handeln für die Zukunft zu entwickeln“.

Die Veranstaltung, die in Kooperation mit der Stadt Nierstein und der AWO organisiert wird, findet im Haus der Gemeinde, der AWO-Begegnungsstätte in der Gutenbergstraße 11 statt. Der Eintritt ist frei, jedoch werden Spenden für die Gedenkarbeit erbeten.

red