
GAU-BISCHOFSHEIM – Unter dem Motto „Ideenreich“ lädt die freischaffende Künstlerin, Heike Künkler-Herok, aus Gau-Bischofsheim vom 25. bis 27. April zu einer besonderen Ausstellung in ihre Werkstatt und Galerie Studio MachArt ein. Anlass ist das 40-jährige Bestehen ihres Ateliers, das sie 1985 in Hochheim am Main gründete und seit 2004 nach Rheinhessen verlegte. Die Werkstatt, Galerie und der Ausstellungsgarten bilden ein stimmiges Ensemble, das sie als ein „Reich“ der Kreativität bezeichnet. Dem Empfinden folgt der programmatische Ausstellungstitel – im Original in Großbuchstaben. Zu sehen sind unter anderem neue Keramiken für Garten- und Tischkultur, großformatige Fotografien aus der Serie „Spiegelungen“ sowie ihr ungewöhnliches Textformat „Literatur von der Rolle“.
Außerdem sind in der Ausstellung Hähne zu sehen. „Sie krähen als heiter-symbolträchtige Figuren die den Geburtstag in die Welt hinaus“, sagt die Künstlerin. „Hähne sind nicht zu überhören. Sie sind ein Symbol der Wachsamkeit, des Mahnens und des Protests.“ Die Figuren sind im Rahmen eines Auftragswerks entstanden, das im Mai zu ehrenvollem Einsatz kommt. „Sie flattern im Dom zu Frankfurt bei der Übergabe des sozialpolitischen Walter-Dirks-Preises der Hanauer Bildungsinitiative ,Ferhat Unvar‘ zu.“
Ihr Studio beschreibt die Künstlerin als ein Kosmos für sich. „Weil der Begriff in der altgriechischen Philosophie nicht nur das All bedeutete, sondern umfassend auch die Erde, die Schönheit und die Ordnung“. Der Töpferton beispielsweise sei Erde, sagt sie „Die künstlerische Vielfalt des Studios zwischen Gebrauchskeramik, freier Skulptur, Schmuck aus Edelmetallen und Edelsteinen, Malerei vieler Genres und literarischer WortKunst gibt den Materialien und den Ideen eine neue Ordnung und lässt Schönheit, neue Wirklichkeit und eine ganz eigene Welt entstehen.“
Folgt der Besucher der Bildershow von 40 Jahren Studio-Machart auf der Homepage, erkennt er einerseits schon Wandlungen und Entwicklungen, andererseits ist aber manche Eigenwilligkeit in der Gestaltung und besonders eine heitere Note als durchgängiges Motiv wahrnehmbar. Fragt man die Künstlerin, wie sie über all die Jahre ihr Arbeiten beschreiben würde, sagt sie: „Mir kommen sofort die Stichworte Poesie und Transformation in den Sinn. Mich fasziniert, wie sich Dinge verändern und verwandeln lassen. Poesie heißt allgemein, Gefühle mit Worten greifbar zu machen, für mich aber auch mit Farben und Formen. Der Töpferton, der zur Keramik wird, durchläuft schon rein physikalisch enorme Transformationsprozesse und dahinein mischt sich seine ideelle Verwandlung zur neuen Gestalt. Bei der Malerei, der Schmuckkreation und der literarischen Sprachschöpfung ist es kaum anders.“
Literarisch ist Künkler-Herok gerne in kleinen Formen unterwegs: Gedicht und Erzählung. Da sie in ihrer gesamten Arbeit den Wert des Einzelstücks hochschätzt, war ihr wichtig, Formen zu entwickeln, die auch literarische Werke einzeln präsentieren. „Man kann zum Beispiel einzelne Gedichte als Papierröllchen in einem Keramikstern erwerben oder einzelne Erzählungen, deren Text nach dem Vorbild der antiken Schriftrolle um einen Stab gewickelt ist und beim Lesen handlich Stück für Stück entrollt wird“, beschreibt sie die „Literatur von der Rolle“. „Das spielt aber nicht nur mit der formalen, sondern auch mit der inhaltlichen Gestaltung. Manches Erzählmotiv und manche Figuren sind so skurril bis surreal, dass dabei schon auch in der Geschichte etwas „von der Rolle“ sein kann.“
Neben der künstlerischen Vielfalt bietet die Ausstellung täglich ein kleines Preisrätsel sowie eine Überraschung für die Besucher. Sowohl langjährige Kunden als auch neue Gäste sind eingeladen, diesen besonderen Moment regionaler Kulturgeschichte mitzuerleben. Künkler-Herok: „Keramik und Töpfern sind bei jungen Menschen sehr in Mode. Aber durch die künstlerische Vielfalt verschiedener Genres richtet sich die Ausstellung an alle Menschen jeden Alters, die sich für individuelle, handwerkliche und künstlerische Gestaltung interessieren.
Die Ausstellung ist geöffnet am Freitag, Samstag und Sonntag, 25. bis 27. April, jeweils von 14 bis 18 Uhr in der Pfarrstraße 33, Gau-Bischofsheim. Weitere Infos unter: www.studio-machart.com
Gregor Starosczyk-Gerlach