NIEDER-OLM – Das Leben und Sterben von Jesus Christus, spannend erzählt mit Bildern eines historischen Stummfilms und begleitet vom meisterhaften Spiel einer Orgel. Dies waren die Zutaten für ein ganz besonderes Konzert-Erlebnis, das den Besuchern der katholischen Kirche St. Georg an diesem Abend zuteilwurde.
Gezeigt wurde der Stummfilm „La Vie et la Passion du Jesu Christ“ des französischen Regisseurs Ferdinand Zecca, der bereits 1903 in schwarz-weiß gedreht worden war. In virtuoser Spiellaune ließ dazu der italienische Organist Paolo Oreni aus Bergamo die Orgel „erzählen“. Er folgte mit seiner freien Improvisation der filmischen Geschichte. „In meinem Kopf läuft dabei auch immer wieder der Film ab“, schilderte der Musiker, der sehr gut Deutsch spricht, seine Empfindungen. „Meine Klänge entstehen im Augenblick, nichts ist komponiert.“ Stimmungen und Emotionen versteht er meisterhaft durch seine Musik auszudrücken. Auch das Rauschen des Sees Genezareth oder die Hammerschläge der Handwerker auf dem Markt vor dem Tempel erklingen fast greifbar nah und echt.
Dass der historische Film, gedreht vor 120 Jahren, damals von angesagten Schauspielern fulminant in Szene gesetzt, auch heute noch nicht verstaubt wirkte, schaffte Oreni mit gefühlvoller Leichtigkeit. Auch wenn ein paar Szenen den heutigen Zuschauer immer mal wieder ein wenig schmunzeln lassen.
Paolo Oreni zählt zu den herausragenden Organisten, die derzeit in Europa, ja sogar weltweit, unterwegs sind. Schon zweimal war er in den vergangenen Jahren mit anderen Konzertprogrammen in der St. Georg Kirche in Nieder-Olm zu Gast. Er begeisterte schon damals das Publikum nicht nur mit seinem musikalischen Können, sondern auch durch seine sympathische und nahbare Art.
„Dass unsere Kirche heute gezeigt hat, dass sie in einer wunderbaren Symbiose Gottes- und Konzerthaus sowie Filmtheater zugleich sein kann, bestätigt unseren Mut, immer wieder auch ungewöhnliche Wege zu gehen“, zeigte sich Pfarrer Hubert Hilsbos ebenfalls begeistert von der Vorstellung.
Schade nur, dass dieses Mal die Zuhörerzahl überschaubar geblieben war. Dennoch war der Applaus am Ende frenetisch. Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst. Das steht auf alle Fälle fest!
Autorin: Annette Pospesch