
BODENHEIM – Genau ein Jahr nach der Wahl ist klar: Jens Mutzke (SPD), der neue Bürgermeister von Bodenheim, fühlt sich wohl in seiner Rolle. Gemeinsam mit den Beigeordneten Martin Acker (CDU), Heidi Veit-Gönner (Grüne) und Diana Vogler (parteilos) spricht er über Erfolge, Herausforderungen und seine Vision für eine Gemeinde, in der das Miteinander großgeschrieben wird.

Foto: Sabine Longerich
Journal LOKAL: Wie war das erste Jahr im Amt, Herr Mutzke?
„Ich bin mit Respekt und großer Freude in dieses Amt gestartet“, sagt Mutzke. „Was mir besonders wichtig ist: zuhören. Die Menschen haben unterschiedliche Sorgen, Bedürfnisse, Erwartungen – jede Stimme verdient, ernst genommen zu werden.“ Die Zusammenarbeit mit dem neu zusammengesetzten Gemeinderat und den drei Beigeordneten beschreibt er als konstruktiv und parteiunabhängig: „Sie bringen jeweils ihre eigenen Stärken und Netzwerke ein – wir arbeiten vertrauensvoll zusammen. Wir reden und wir finden Lösungen.“ So sei auch im Gemeinderat der Ton respektvoll: „Ich sehe nicht 24 Ratsmitglieder nach Parteibuch – ich sehe Menschen, die etwas für Bodenheim bewegen wollen.“
Journal LOKAL: Projekte trotz knapper Kassen – was wurde in diesem Jahr umgesetzt?
Der Bürgermeister blickt trotz angespannter Haushaltslage zufrieden auf das letzte Jahr zurück: „Ich bin sehr stolz auf den einstimmig verabschiedeten Haushaltsplan, denn damit war nicht unbedingt zu rechnen.“ Zu den Erfolgen zählen auch der Radweg an der Ortsrandstraße, die Ortskernsanierung mit Abschluss im Juli, der Spielplatz im Dolles-Park, die fertiggestellten Kitas, der Quartiersparkplatz Ölmühlstraße sowie der Anschlussradweg nach Laubenheim. Parkplatz und Radweg sollen nach den Sommerferien fertiggestellt sein.
Umweltbeigeordnete Veit-Gönner ergänzt: „Beim Dolles-Park erleben wir, wie Verwaltung, Ehrenamt und Bauhof als Team funktionieren. Ich kann mich auf viele engagierte Menschen verlassen – das macht Bodenheim aus.“ Ein besonderes Lob geht dabei an die 15 Mitarbeitenden des Gemeindebauhofs unter Leitung von Matthias Ackermann. Mutzke: „Unser Bauhof ist ein echtes Rückgrat. Unsere Leute arbeiten mit viel Herzblut, Flexibilität und Eigenverantwortung – oft spontan gefordert, immer lösungsorientiert. Wenn etwas gemacht werden muss: Der Bauhof löst das.“
Mittel- und langfristige Projekte laufen weiter, wie Glasfaserausbau und Gewerbegebiet Bürgel 3. Die Vereinslagerhalle ist in der Genehmigungsphase, der Toilettencontainer für den Wohnmobilstellplatz wird im September gestellt. Martin Acker verantwortet den Bereich Bauen: „Wir arbeiten aktuell rund 80 Einzelprojekte aus den letzten Jahren ab. Besonders wichtig: die Sanierung der Guckenberghalle und des Hauses der Vereine. Sie sind wichtige Treffpunkte – aber energetisch, baulich und funktional nicht mehr zeitgemäß. Wir starten jetzt mit einem klaren Konzept, um zu ermitteln, wie es weitergehen kann.“ Sozial-, Jugend- und Kita-Beigeordnete Vogler konzentriert sich aktuell zusammen mit Erzieherinnen und Kita-Sozialarbeiterinnen auf Qualitätssicherung in den Kitas, das Schutzkonzept im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsplans RLP sowie auf die Intensivierung der Sprachförderung.

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Journal LOKAL: Wohnen, Verkehr, Gewerbe – wie geht’s weiter in Bodenheim?
Das Thema bezahlbares Wohnen für alle Generationen steht weit oben auf der Liste. Mutzke dazu: „Wir wollen im nächsten Halbjahr mit den Gremien gemeinsam ermitteln: Wie viel Wachstum ist gut für Bodenheim? Wie wollen wir in Zukunft leben – mit Qualität, bezahlbarem Wohnraum und Einbindung neuer Bürger?“
Zum Verkehr äußert sich der Bürgermeister: „Aktuell wollen wir den Radverkehr stärken und das Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen, dass man innerorts nicht immer mit dem Auto unterwegs sein muss. Außerdem bemühen wir uns um weitere Tempo-30-Zonen für mehr Sicherheit.“ Für größere Straßenprojekte, wie die Neugestaltung der Wormser- und Laubenheimer Straße, liegt der Zeitplan beim Landesbetrieb Mobilität – realistisch ist 2028/29. Wirtschaftlich setzt Mutzke auf gezielte Gewerbeansiedlung: „Wir brauchen nachhaltige Unternehmen, die unsere Infrastruktur stärken und Steuereinnahmen bringen – aber auch zu unserem Ortsbild passen.“

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Journal LOKAL: Was tut Bodenheim in Sachen Klimawandel?
Alle vier Verwaltungsvertreter betonen, dass Klimaanpassung im Alltag beginne – bei Gemeinde wie Bürgern gleichermaßen. Der Bürgermeister wird konkret: „Wir bearbeiten, erneuern, pflegen und säubern aktuell unsere Rückhaltebecken und Gräben. Gleichzeitig schaffen wir neue schattenspendende Orte – im Dolles-Park, mit einem Naschgarten oder Weidendomen als grünen Lauben. Außerdem haben wir die Anpflanzung von Bäumen beantragt, wo immer das machbar ist.“ Veit-Gönner ergänzt: „Es geht um pragmatische Lösungen. Weniger reden, mehr machen – ob Bäume, Schattenplätze oder Wasserläufe. Und langfristig wünschen wir uns alle eine eigene, autarke Energieversorgung für Bodenheim.“
Journal LOKAL: Was hält Bodenheim zusammen?
Das Ehrenamt spiele eine zentrale Rolle, sagt Mutzke: „Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Menschen einbringen. In Vereinen, bei Aktionen, im sozialen Miteinander. Wer nur konsumiert, verpasst den Kern von Gemeinschaft. Unsere Vereine leisten Großartiges – besonders für Kinder und Jugendliche.“ Veit-Gönner führt aus: „Mit Projekten wie dem Heimatmuseum, Veranstaltungen im Dolles-Park und über das Generationennetzwerk bringen wir die Menschen zusammen.“ Und Acker ist der dörfliche Charakter seiner Heimat besonders wichtig: „Wir wollen das Gefühl einer rheinhessischen Dorfgemeinschaft wieder spürbar machen. Das ist kein Rückschritt – das ist unsere Zukunft.“

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Journal LOKAL: Sie haben sich viel vorgenommen. Wo stehen Sie am Ende dieser Legislaturperiode?
„Ich wünsche mir eine stabile finanzielle Situation. Und ein echtes Gefühl der Zugehörigkeit – dass Menschen sagen: Ich lebe gern hier. Ich bringe mich ein. Ich bleibe,“ sinniert Mutzke. Dabei betont er, dass Bodenheim nicht weiter in hohem Tempo wachsen solle: „Wir setzen auf organisches Wachstum – nicht auf überdimensionierte Projekte.“ Voglers sehr konkrete Ziele sind nachhaltige Qualitätsstandards in den Kitas und die Gewinnung von mehr Fachkräften.
Was bleibt also nach einem Jahr Amtszeit? Viele sichtbare Fortschritte – und scheinbar eine neue Kultur der Zusammenarbeit. „Wir haben gemeinsam viel geschafft – und wir machen mit guter Laune und voller Motivation weiter,“ so der Ortsbürgermeister. Ein Satz, der zu Bodenheim passt: Gemeinsam, pragmatisch, menschlich.
Sabine Longerich