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JHV Jagdgenossenschaft Kriftel Druck auf die freie Feldgemarkung wächst weiter – Hasenpopulation ernsthaft gefährdet

Hinten (v. li.) die Jagdpächter Karl-Heinz Hasenbach und Jürgen Hatz sowie der Erste Beigeordnete Franz Jirasek, vorne Jagdpächter Helmut Schulte-Oestrich und Jagdvorsteher Edelbert Hoss - Foto: Gemeinde Kriftel

KRIFTEL – „Zuerst die gute Nachricht: Wir hatten in der vergangenen Jagdperiode keinen Jagdunfall und es gab keine Wildschäden“, bilanzierte Jagdvorsteher Edelbert Hoss vergangenen Freitag bei der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft im Rat- und Bürgerhaus. Ansonsten konnte er nur wenig Optimismus verbreiten. „In der Feldgemarkung ist – auch durch die Corona-Pandemie – nach wie vor viel zu viel los. Die freie Feldgemarkung wird als Freizeitgelände in Anspruch genommen“, beschwerte er sich. Nach wie vor gebe es Konflikte zwischen Landwirten, die im Hochfeld arbeiten, und Menschen, die sich dort zum Joggen, Radfahren, Hundegassi-Führen und Spazierengehen aufhalten. Sein Appell an alle, die die Natur lieben: „Bitte Rücksicht nehmen!“

Hoss bedankte sich bei dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek, der zur Sitzung gekommen war und dabei auch die Gemeinde mit ihren Grundstücken in der Jagdgenossenschaft vertrat, für die tatkräftige, auch finanzielle Unterstützung, und bei „allen, die sich für den Jagdbezirk, sei es durch Feldwegebau oder Rückschnitt von Gehölzen, einsetzen“. Der Jagdbezirk Kriftel ist rund 400 Hektar groß.

Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek schloss sich dem Dank an. „Es ist wichtig, die Menschen immer wieder dafür zu sensibilisieren, dass es verschiedene Interessen gibt. Hier gilt es Mittel und Wege zu finden, diese zusammenzubringen“, so Jirasek. Er glaubt, dass der Druck auf die Krifteler Feldgemarkung langfristig noch zunehmen wird: Werde das geplante Baugebiet „Römerwiesen“ direkt an der Gemarkungsgrenze realisiert, gäbe es noch wesentlich mehr Menschen, die sich im Krifteler Feld aufhalten möchten.

 Hasenpopulation so klein wie nie

Jagdpächter Helmut Schulte-Oestrich berichtete auch im Namen seiner Mitpächter über das Jagdjahr 2021. Wie niedrig der durch die Wildzählung erhobene Bestand ist, zeigen die Abschusszahlen: Beim Nutzwild wurden drei Wildschweine, zwei Rehe, drei Hasen und nur sechs Kaninchen sowie zwei Fasane geschossen. Die Kaninchen wurden hauptsächlich durch die Myxomatose oder Kaninchenpest, eine vorwiegend beim Haus- und Wildkaninchen vorkommende Viruserkrankung, stark dezimiert. Dem gegenüber steht die Zahl von 56 erlegten Tauben. Beim Raubwild wurden 39 Füchse, 154 Raben und 52 Elstern geschossen. Schulte-Oestrich berichtete, dass die Hasenzählung so schlecht wie nie ausgefallen sei. Lediglich im Läusgrund habe sich die Population leicht erholt. Daher werde die Bejagung der Hasen zunächst ausgesetzt.

Die Jagdpächter berichteten, dass sie auf fünf Hektar Fläche Wildäcker angelegt haben. Ein Großteil der Flächen wurde zu diesem Zweck von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Hier sind durch Einsaat Wild- und Kleewiesen entstanden, auf denen sich Insekten tummeln und in denen Wildtiere wie Hasen, Kaninchen oder Rebhühner Verstecke und Futter finden. Einige Flächen werden einmal im Jahr abgehäkselt und neu eingesät. Das Saatgut bezahlt die Gemeinde Kriftel. Andere Flächen werden nur alle zwei Jahre gemäht, damit hier Rebhühner brüten können.

Auch das Anlegen von Blührändern an Ackerflächen war Thema in der Sitzung. Zurzeit werde in den politischen Gremien darüber diskutiert, so Jirasek, ob in bestimmten Gemarkungsteilen eine Leinenpflicht eingeführt werden sollte. Die vor Jahren von der Gemeinde an den Zugängen zur Feldgemarkung aufgehängten großen Banner, die Spaziergänger und Radfahrer an das Verhalten im freien Feld erinnern sollen, sind in die Jahre gekommen. Sie werden erneuert. Zusätzlich sollen Schilder aufgestellt werden, um Natur, Obstflächen und vor allem Wildtiere zu schützen.

Tina Schehler 
Gemeinde Kriftel