
GONSENHEIM – Ein wenig sieht es so aus wie bei einem Schmetterlings- oder Käfersammler, der seine Exponate mit spitzer Nadel an die Wand pinnt. Tatsächlich aber sind es kleine, kunstvoll gestaltete Insekten aus Fundstücken, die Florian Franke vom Boden aufgesammelt hat. Steine, Muscheln, Zapfen, Stöcke, weggeworfenes Bonbon-Papier, Blisterpackungen, Blech. Sogar Wattestäbchen finden bei Franke Verwendung. Und so staunt der Betrachter entzückt über den perlenäugigen Bambus-Bläuling und den Kristallflügel-Waldschwebling.

Sieben Mitglieder der Künstlergruppe „Artificia“ stellten nun ihre aktuellen Werke in einer Ausstellung im Gonsenheimer Rathaus aus. Zur Vernissage begrüßten Vorsitzende Evelyn Herrmann-Schreiber und Ortsvorsteher Josef Aaron (Grüne) die Gäste: „Saugen Sie die Bilder auf“, zeigte sich Aaron begeistert von der künstlerischen Vielfalt in seinem Stadtteil. Kay Freier umrahmte alles mit den sphärischen Klängen, die er seinem Didgeridoo entlockte.
Landschaften in Pastellfarben, farbenprächtige Unterwasserwelten, stille Gewässer, auf denen Licht und Schatten spielen, Akte und Menschendarstellungen, Kalligrafien. Die Besucher drängten sich vor den einzelnen Nischen, in denen die Künstler ihre Werke präsentierten. Die Aktzeichnungen von Mechthild Hubrich sind mit schnellem Strich entworfene und auf das Wesentliche reduzierte Zeichnungen, ihre in Ton gebrannten Figuren wirken dagegen erst durch die Überbetonung der körperlichen Rundungen. Ulrike Delcker-Heidbüchel findet ihre Bildmotive auf Reisen, die sie fotografisch festhält und später im Atelier in Gemälde umsetzt. In ihren ausgestellten Wasserbildern spielt sie gekonnt mit Lichteffekten. Auch Claudia Eckstein-Strehlow hat das Thema Wasser aufgegriffen und auf fast schwarzem Grund eine farbige, korallenähnliche Tiefsee-Flora und Fauna als Triptychon geschaffen, das den Betrachter magisch anzieht.

Inge Lüthje entwirft in Kleinplastiken und Aquarellen menschliche Körper, wobei die geometrischen Formen und Linien an den Kubismus erinnern. Die Kalligrafien von Wolfgang Martin-Beyer sind eine Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden. Schnörkellos, kantig und streng gegliedert sind seine Großbuchstaben und erinnern an Aufmärsche, blutrot gefärbte Buchstaben werden zur Metapher für gefallene Soldaten. Evelyn Hermann-Schreiber schließlich hält ihren Blick aus dem Fenster auf der Leinwand fest. „Warum in die Ferne schweifen“, sagt sie zu ihren „Vier Jahreszeiten“. Gelber Raps, roter Mohn, buntes Laub, Nebelschwaden und Lichtverhältnisse, die für „dramatische Situationen“ sorgen. Für den Betrachter wird das Wetter der Jahreszeiten spürbar.
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