GONSENHEIM – Mit gemischten Gefühlen erträgt die Geschäftswelt auf der Breite Straße den erneuten Corona-Lockdown. Menschenleer ist sie zwar nicht zu Beginn des neuen Jahres. Die Lebensmittelversorger wie „Ihr Kleiner Nachbar“, die Bäckereien, Apotheken oder das Sanitätshaus haben geöffnet. Desgleichen die Buchhandlung, wo die bestellte Ware an einer provisorischen Durchreiche unter gebührendem Abstand ausgegeben wird.
Phantasie ist angesagt: Die geschlossenen Deko-, Mode- und Schuhläden sowie die Parfümerien oder auch das Fotogeschäft Marschall werben mit Schaufensterbummel. Das Schaufenster bei „Marla Mode und Manufaktur“ ist entsprechend mit Liebe zum Detail gestaltet zum „Window-Shopping: Aussuchen – Foto machen – bestellen“, lautet das Serviceangebot. Die Bestellung könne per Telefon oder per Whatsapp übermittelt werden.
Ähnlich verfährt das Team von „schön gesellig“. Jederzeit melden können sich die Kunden per Anruf oder Mail, heißt es auf dem Aushang. Im Sanitätshaus Fronhäuser heißt es: „Natürlich nervt Corona uns alle. Wir sind mit Mund-Nasenschutz den ganzen Tag im Dienst“, sagt Monika Mehlhose, die die Filiale leitet. Trotzdem denkt sie über den eigenen Teller hinaus. Die Angebote zu Sommerschuhen stelle sie absichtlich nicht ins Schaufenster. „Weil die Schuhgeschäfte es auch nicht können.“
Zudem werden die Kunden, die ihr Rezept statt bei ihr in einer Apotheke einlösen sollen, mit genauer Weginstruktion dorthin geleitet. Die Breite Straße halte zusammen, sagt sie.
Ähnlich hält man es bei „Ihr guter Nachbar“. „Wenn es bei uns bestimmte Produkte nicht gibt, dann schicken wir die Kunden zum Reformhaus oder zum Bio-Laden und umgekehrt“, sagt Mitinhaber Werner Schmidt.
Das Team des Lebensmittelmarkts mit dem Lieferservice im Portfolio gehe für seine Lieferkunden gar zum Metzger beziehungsweise Bäcker einkaufen. Anders als beim ersten Lockdown, in dem „wir fast an die Grenze des kleinen Ladens kamen“, sagt Schmidt, habe sich alles nach und nach eingependelt. „Sodass wir anschließend ein gutes Geschäft bis zum Jahresende hatten.“
Katja Bayer-Djordjevic, Inhaberin vom Reformhaus Rutsch, berichtet sogar, dass die gesellschaftliche Ausnahmesituation in 2020 neue Interessierte in den Laden gelockt hat. Nicht nur um die Weihnachtszeit. „Ganz schlecht gelaufen sei“ das Geschäftsjahr speziell auf der Weihnachtsetappe in der Buchhandlung von Bardo Schmitt. „Sich umschauen, etwas auswählen, ein Buch in die Hand nehmen, vergleichen, etwas Neues sehen, all das, was das Weihnachtsgeschäft ausmacht, ist überhaupt nicht möglich gewesen“, seufzt er. Die Folge seien große Einbußen im Barverkauf.
Der Breite Straße wolle der Buchladen freilich erhalten bleiben, versichert Schmitt. „Unsere Kunden sind uns ganz wichtig und sie achten auf den Lockdown genauso wie wir.“ Für ihn sei das ein spürbarer Ausdruck für den Zusammenhalt nicht nur auf der Einkaufsmeile von Gonsenheim „sondern auch in der Region“.