Start Mainz-Gonsenheim Maximalverdichtung vernichtet Siedlungscharakter Siedlung „Großer Sand“ war Thema im Ortsbeirat

Maximalverdichtung vernichtet Siedlungscharakter Siedlung „Großer Sand“ war Thema im Ortsbeirat

Der Ortsbeirat möchte mit einem Bebauungsplan die Maximalverdichtung in der Siedlung „Großer Sand“ einschränken. Die Stadt hält das nicht für notwendig. Foto: Silke Jungbluth-Sepp

GONSENHEIM –  Vor knapp 90 Jahren hat die Siedlergemeinschaft „Großer Sand” ihr Wohnquartier erbaut. Bis heute ist das Wohngebiet zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Weserstraße sowie An der Krimm und Canisiusstraße durch viel Grün, große Gärten und einen einheitlichen Baustil geprägt – und all das macht den besonderen Flair des Wohngebiets aus. Doch inzwischen gibt es auch hier das Interesse von Bauträgern, die bestehenden Siedlungshäuser abzureißen und durch große Mehrfamilienhäuser zu ersetzen.

Daher hat sich der Ortsbeirat im Januar mit Mehrheit auf CDU-Antrag für eine Veränderungssperre und die Arbeit an einem Bebauungsplan ausgesprochen, um das Areal vor weiterer Nachverdichtung und der Vernichtung von Grün zu schützen. Die Stadt hält dies jedoch nicht für notwendig. „Negative städtebauliche Entwicklungen, die zu einer Veränderung der städtebaulichen Eigenart der Umgebung führen, sind bislang nicht erkennbar”, schreibt Baudezernentin Marianne Grosse (SPD), die daher keine Notwendigkeit für einen Bebauungsplan sieht. Mathias Huber (CDU) reagierte fassungslos auf diese Einschätzung. Er sei daraufhin das Gebiet noch einmal zu Fuß abgelaufen, um zu sehen, ob er sich im Januar geirrt habe, sagte er. Habe er aber nicht. „Ich frage mich tatsächlich, wie die Stadt zu dieser Einschätzung kommt”, rätselte er. Geschossbauten seien dort errichtet worden, wo es bisher die Siedlungshäuschen gab, hohe Sichtschutzwände statt Hecken seien zu sehen, und vor allem sei auf diesen Grundstücken das Grün weitgehend verschwunden, weil jeder Zentimeter für den Geschossbau ausgenutzt oder für Stellplätze gepflastert werde.

Auch Ortsvorsteherin Sabine Flegel (CDU) zeigte sich überrascht und verärgert. „Diese Entscheidung ist fahrlässig”, kritisierte sie. „Wir führen in Gonsenheim eine ökologische Debatte, wo Grün im Stadtteil hin soll, und dann werden solche Bauprojekte genehmigt.” Es werde durch die Maximalverdichtung im Stadtteil zu viel “zerschmettert, weil wir hier vor Ort nicht gehört werden.” Josef Aron (Grüne) betonte ebenfalls, dass ein Bebauungsplan das beste Mittel sei, um Einfluss zu nehmen. Aron ist neu für die Grünen im Ortsbeirat und wurde zu Beginn der Sitzung von Flegel eingeführt und vereidigt. Er ist für Markus Alvarez Gonzalez nachgerückt, der nach einem Umzug in die Neustadt aus dem Ortsbeirat ausgeschieden ist.

Gründezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) teilte mit, dass im vergangenen Winterhalbjahr drei Bäume in der Pfarrer-Grimm-Anlage nachgepflanzt wurden. Für ein Gestaltungskonzept sowie die  Erarbeitung einer Bepflanzungsplanung für die Gesamtanlage, wie es sich der Ortsbeirat wünscht, stehen laut Steinkrüger in der Verwaltung „weder die personellen Kapazitäten zur Verfügung noch wird in der angeregten Planung eine besondere Dringlichkeit gesehen.”

An der Bushaltestelle Am Sägewerk wird es auch weiterhin keinen Papierkorb geben, antwortete Steinkrüger auf eine ÖDP-Anfrage. Dort sei ein Müllkorb installiert gewesen, aber aufgrund illegaler Müllentsorgungen wieder entfernt worden. „Solche illegalen Entsorgungen an öffentlichen Papierkörben häufen sich im gesamten Stadtgebiet”, so Steinkrüger. Daher sei bewusst auf die Ausstattung der Haltestellen im Bereich der Koblenzer Straße verzichtet worden. Allerdings würden die zuständigen Mitarbeiter darauf achten, mögliche Abfallablagerungen an der Haltestelle zu entfernen.

Autorin: Silke Jungbluth-Sepp