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Neues Leuchtendes Vorbild Kostas Alexandridis Ehemaliger Opel-Mitarbeiter leuchtet neben Gründerpaar Adam und Sophie Opel

v.l.n.r. Vollrad Kutscher (Künstler des Kunstwerks „Ein Bogen spannen mit Leuchtenden Vorbildern“), Alexandros Alexandridis (Sohn von Kostas Alexandridis), Kleopatra Alexandridou (Ehefrau von Kostas Alexandridis), Theodoros Alexandridis (Sohn von Kostas Alexandridis) und Rüsselsheims Bürgermeister und Kulturdezernent Dennis Grieser vor dem Galerie aus Licht, in der das Porträt von Kostas Alexandridis seit dem 20. November als neues Leuchtendes Vorbild scheint - Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

RÜSSELSHEIM – „Alle drei Jahre wird das Kunstwerk um ein Porträt einer herausragenden Persönlichkeit erweitert, deren Wirken beispielhaft in Rüsselsheim war. Kostas Alexandridis wird stellvertretend für viele Menschen gewürdigt, die zum Arbeiten ihre Heimat verlassen haben und nach Rüsselheim kamen. Sie hatten einen wesentlichen Anteil an den wirtschaftlichen Erfolgen jener Zeit und sorgten dafür, dass Rüsselsheim prosperierte. Aber sie waren eben nicht nur die damals so genannten „Gastarbeiter“, sondern wurden zu einem wichtigen Teil der Stadtgesellschaft. Hier ist das Wirken von Kostas Alexandridis besonders hervorzuheben, denn er hat auch anderen Menschen geholfen, sich in ihrer neuen Heimat zu Recht zu finden“, sagte Bürgermeister und Vorsitzender der Jury für das Leuchtende Vorbild Dennis Grieser im Rahmen einer Feierstunde am vergangenen Mittwoch (20. November).

Alexandridis‘ Porträt wurde während der Feierstunde in die Galerie aus Licht aufgenommen, die im Rüsselsheimer Rathaus Bestandteil des Kunstwerks „Ein Bogen spannen mit Leuchtenden Vorbildern“ ist. Der Künstler des Kunstwerks, Vollrad Kutscher, hat dazu eine bemalte Glaskappe mit dem Porträt von Alexandridis auf eine Leuchte gesetzt. Zum Kunstwerk gehören zudem Negativ-Projektionen in Form von Schatten-Bildern der geehrten Vorbilder, die auf der Rückwand des Ratssaals angebracht sind. Auch hier hat Kostas Alexandridis jetzt neben Adam und Sophie Opel, Walter Rietig, Luise Heßemer, Herta Max und Dr. Günter Neliba seinen Platz.

Dr. Bärbel Maul, Leiterin des Rüsselsheimer Stadt- und Industriemuseums, hielt einen Vortrag zu den historischen Hintergründen der 1960er Jahren, als verstärkt Menschen aus dem Ausland aufgrund des Arbeitskräftebedarfs in Deutschland angeworben wurden. Dass die ersten ausländischen Arbeitskräfte für Opel aus Griechenland kamen, sei dem Zufall geschuldet, dass in der Personalabteilung ein griechischer Mitarbeiter arbeitete, der für seine Firma mit einer Delegation Arbeiter anwarb. Später seien auch Arbeitskräfte aus Portugal und Spanien angeworben worden. Andere Menschen reisten aber auch ohne direkten Anwerbevertrag nach Deutschland, um sich einen Job zu suchen. Bis 1980 seien nach Recherche Dr. Mauls 50.000 ausländische Beschäftigte bei Opel in Arbeit und Brot gewesen. Nicht wenige von ihnen seien nach kurzer Zeit aufgrund von Sprachschwierigkeiten, Arbeitsbelastung, der beengten Situation in den Arbeiter-Wohnheimen oder Heimweh wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Doch waren 1984 bereits 60 Prozent der Migranten zehn Jahre und länger in Deutschland. Für viele sei die befristete Arbeit im Ausland zum Einwanderungsprojekt geworden. Der Familiennachzug, die Suche nach einer eigenen Wohnung und der Einsatz für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen standen daher immer stärker im Vordergrund. In dieser Zeit habe sich Kostas Alexandridis für eine offene Gesellschaft eingesetzt, wie die Museumsleiterin betonte.

Stadtverordnetenvorsteher Jens Grode hob hervor, dass sich Alexandridis unter anderem als Mitbegründer des Ausländerbeirats der Stadt und SPD-Mitglied um die demokratischen Strukturen in Rüsselsheim verdient gemacht hat. Der Vorsitzende des Ausländerbeirats Adnan Dayankac hatte stellvertretend für das Gremium Kostas Alexandridis für die Auszeichnung vorgeschlagen. Er bedankte sich bei der Familie Alexandridis, die ihn bei der Recherche unterstützt hatte. Kostas Alexandridis Biographie sei sehr spannend gewesen, wie auch der erste Vorsitzende des Ausländerbeirats und Alexandridis langjähriger Weggefährte, Veli Ocaklioglu, bestätigen konnte.

Die Feierstunde fand im Beisein der Familie von Kostas Alexandridis statt. Stellvertretend für sie sprach Alexandros Alexandridis über seinen Vater und schlug eine Brücke zwischen ihm und dem Firmen-Gründer Adam Opel, der gemeinsam mit seiner Frau Sophie Opel bereits 1998 als Leuchtendes Vorbild der Stadt ausgezeichnet wurde. So hätte auch Adam Opel als „Gastarbeiter“ in Belgien und Frankreich gearbeitet, bevor er die Firma gegründet hatte, wegen der Kostas Alexandridis nach Deutschland gekommen war. Für Kostas Alexandridis und die Familie sei Rüsselsheim zur Heimat geworden, wo der Vater auf seinen eigenen Wunsch beerdigt wurde.

Kostas Alexandridis wurde am 27. Februar 1930 in Griechenland geboren und kam mit 30 Jahren nach Rüsselsheim, um bei Opel zu arbeiten. Weil er schnell die deutsche Sprache erlernte, war er ab 1968 auch als Dolmetscher tätig und damit zum Ansprechpartner für viele eingewanderte Griechen geworden. Er engagierte sich gewerkschaftlich, wurde später zum Betriebsratsmitglied und zum Vertrauensmann im Unternehmen. Später arbeitete er bei einem Autozulieferer in Wiesbaden sowie als Dolmetscher für das Griechische Konsulat in Frankfurt. Er hat den Verein Griechische Gemeinde in Rüsselsheim und Umgebung mitgegründet, zu deren erstem Vorsitzenden er gewählt wurde. Er war außerdem seit der Gründung des Ausländerbeirats zwölf Jahre lang Mitglied dort gewesen. Kostas Alexandridis starb am 29. Dezember 2018.

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