FLÖRSHEIM – „Vergnügungssteuerpflichtig war das heute nicht“, ist sich Bernhard Olp sicher. Widerspruch zu dieser Behauptung kommt weder von Willi Reinhart noch von Bernd Zürn. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt reinigte das Trio am vergangenen Samstag, dem 25. Februar, ins-
gesamt 60 Nistkästen in Okriftel. Die 16 Kästen auf dem dortigen Friedhof hatten sich Reinhart und Zürn schon am 15.02. vorgenommen.
Grobe mechanische Reinigung genügt grundsätzlich
Die drei Naturschützer starteten um 14 Uhr an der Radfahrerhalle. Erstes Einsatzgebiet war das Okrifteler Wäldchen. Dort warteten 34 Meisenkästen und ein Fledermauskasten auf die Reinigungstruppe. In mehr als der Hälfte der Behausungen gab es deutliche Benutzungsspuren durch gefiederte Bewohner. Kleine, nur wenige Zentimeter hohe Moospolster mit einer Vertiefung in der Mitte für die Eier, fanden sich in nur wenigen Kästen. Häufiger waren die Nisthilfen bis ganz oben voll mit Nistmaterial. Überwiegend Moos, teilweise aber auch typische Zivilisationsgegenstände wie Textilreste. Nach dem Motto des Textileinzelhandels: „Alles muss raus!“ entfernten die drei jung gebliebenen Rentner alles Polstermaterial. Anschließend erfolgte eine grobe mechanische Reinigung mit einer Drahtbürste.
Gartenschläfer halten noch Winterschlaf
In insgesamt sieben der 35 Röhren hatte sich je ein Gartenschläfer einquartiert. Für ‚alte Hasen‘ wie Reinhart und Zürn keine Überraschung mehr. Der ‚Neue‘, Bernhard Olp, war fasziniert. Natürlich
schoss er eine Reihe von Fotos dieser niedlichen ‚Zorros‘. Die befanden sich noch in ihrem Winter-schlaf. Bis auf einen. Der sprang mit einem Riesensatz aus seinem Quartier und verschwand blitz-schnell im dichten Gebüsch.
Wasserwerkschaussee ein Eldorado für Gartenschläfer
Erstaunlich viele Gartenschläfer gab es bei dem anschließenden Einsatz an der Wasserwerkschaussee. In 28 Kästen hatten es sich fünfzehn ‚Zorros‘ bequem gemacht. Grundsätzlich Einzelgänger. In einem Kasten waren es vier, in einem anderen sogar sechs. „Richtig schwer, die zu zählen“, stellt Willi Reinhart fest. „Die liegen so eng und total ineinander verschlungen. Da weiß man gar nicht, welches Teil zu wem gehört“. Inzwischen hat Bernd Zürn die Gartenschläferfunde weitergemeldet. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus dem BUND Hessen, dem Senckenberginstitut sowie der Uni Gießen, sammeln diese Daten. Ihr Ziel: Mehr über das Leben, aber auch über den erschreckenden Rückgang dieser anmutigen Tierchen herauszufinden.
Bernd Zürn
BUND Flörsheim