MAINZ – Vor einer imponierenden Kulisse von 30.312 Zuschauern in der Mewa Arena hat sich der TSV Schott Mainz in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den deutschen Vizemeister Borussia Dortmund sehr gut verkauft. Die sportlich etwas traurige Nachricht aus der Sicht der Heimmannschaft aus Mainz lautet zwar: Der Erstligist hat wie ein unbarmherziger Gegner agiert und die Partie mit 6:1 (3:1) gewonnen. Doch geweint hat in Mainz deswegen niemand. Im Gegenteil: Das Ansehen, das sich der Regionalliga-Aufsteiger in Fußball-Deutschland erarbeitet hat, wird aller Voraussicht nach ein Gewinn für den gesamten Breitensportverein in Gonsenheim werden.
Die Elf von TSV Schott-Trainer Aydin Ay hinterließ in der Pokalpartie bis zum Abpfiff einen starken kämpferischen Eindruck. Vor allem in den ersten 20 Minuten stellte sie die Borussen mit ihrer Kompaktheit vor das ein oder andere Problem. Die Nachlässigkeit der Dortmunder erlaubte sogar einige Konter der Gastgeber, was das Publikum lautstark bejubelte. Zwar lagen die TSV-Kicker nach 24 Spielminuten mit zwei Treffern hinten, doch der Mut ging ihnen nicht aus. Erst recht rief das (einzige) Mainzer Tor des Tages einen immensen Jubel in der Mewa Arena hervor. Nach einem Freistoß von Tim Müller traf Nils Gans in der 34. Minute mit einem Nachschuss das Tor. Plötzlich stand es nur noch 1:2. Sollte eine Überraschung möglich sein?, fragte sich die Mainzer Fußballseele. „Nach dem 1:2 sollten wir länger und besser verteidigen“, kommentierte diesen Moment Trainer Ay nach dem Spiel. Das tat seine Mannschaft leider nicht und nur eine Minute später erhöhte Sébastien Haller den Vorsprung der Gäste auf 3:1.
Anfangs habe sein Team „Nadelstiche gesetzt“, so Ay weiter. Zwischen der 60. und 77. Minute haben die Schott-Kicker mit einigen weiteren Aktionen klare Ansätze eines sehenswerten Kombinationsspiels gezeigt, das sie in der Regionalliga weiterentwickeln können. Doch sei es seinem Team letzten Endes nicht gelungen, sich gegen die Qualität, Athletik und Fitness der Gäste durchzusetzen. In der Endabrechnung kassierte der TSV Schott nach der Pause drei weitere Gegentreffer. Doch als der Kuchen gegessen war, überwog im Stadion die Zufriedenheit ob der gezeigten Leistung. Ay fand lobende Worte für die Gesamtleistung des Vereins: Hinsichtlich der Organisation dieses Großereignisses hätten die Verantwortlichen „einen sensationellen Erfolg erzielt und die Fahne des TSV hochgehalten“.
Das fand auch der Trainer der Gäste, Edin Terzić, der sich artig für das Willkommenspaket bedankte, das die Dortmunder Mannschaft und ihre Fans in Mainz bekommen hatten. „Kompliment an den TSV Schott, es war ein herausragender Empfang.“ In der Beurteilung der spielerischen Leistung seiner Auswahl sagte er, man sei „schwer ins Spiel gekommen“. „Das haben wir schnell korrigiert und Tore erzielt. In der zweiten Hälfte haben wir nichts mehr zugelassen.“ In der Tat waren die letzten 20 Spielminuten ein eindrucksvolles Schaulaufen der Dortmunder.
Eine besondere Erwähnung verdient an dieser Stelle die Dortmunder „Gelbe Wand“. Die Gäste füllten die Mewa Arena nicht allein mit ihren Vereinsfarben aus, sondern auch mit bester Laune und Respekt. In Dortmund in ihre Einzelteile zergliedert, machte sich die „Gelbe Wand“ in Form von 11.000 Fans auf den unverhofft beschwerlichen Weg nach Mainz. Zumal die komplizierte Anfahrt wegen der gesperrten Schiersteiner Brücke und der Fahrbahnsperrung auf der Theodor-Heuss-Brücke einen Verkehrskollaps in der Innenstadt verursachte, was dazu führen könnte, miese Laune zu verbreiten. Tat sie aber nicht. Nach der Odyssee durch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt setzte sich die „Gelbe Wand“ im Stadion wieder in ihre Einheit zusammen und sorgte für eine bundesligareife Stimmung. Das dürfen die Mainzer locker als Anerkennung werten. Danke, Dortmund!
Ohne Zweifel wird das Pokalspiel, das der TSV Schott Mainz zu einem Großereignis für die gesamte Schott-Familie, aber auch für die Stadt Mainz machte, einen Sonderplatz in den Vereinschroniken bekommen.
Borussia Dortmund: Gregor Kobel – Ramy Bensebaini (76. Marius Wolf), Mats Hummels, Niklas Süle (29. Nico Schlotterbeck), Julian Ryerson – Julian Brandt, Emre Can, Marcel Sabitzer – Marco Reus, Sébastien Haller (76. Youssoufa Moukoko), Donyell Malen.
TSV Schott Mainz: Tim Hansen – Nicklas Schlosser, Nils Gans, Dominik Ahlbach, Jan Just (46. Nicolas Obas) – Tim Müller – Linus Wimmer, Namrud Embaye (71. Lars Hermann), Dorian Cucchiara (46. min Leon Kern), Silas Schwarz – Lennart Thum (63. Jacob Roden).
Tore: 0:1 Haller (22.), 0:2 Brandt (24.), 1:2 Gans (34), 1:3 Haller (35.), 1:4 Sabitzer (57.), 1:5 Malen (79.), 1:6 Moukoko (85.)
Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach