BODENHEIM – Ein deutliches Zeichen setzt die Ortsgemeinde Bodenheim mit dem Rückbau des Gerüstes am historischen Rathaus Bodenheims. „Endlich“ – sagt der Ortsbürgermeister Thomas Becker-Theilig. „Es war ein langer Weg von dem Moment, wo ein Trägerbalken in meinem Vorzimmer sich gefährlich nach unten neigte. Ein Stahlträger wurde interims installiert, um weiter arbeiten zu können. Dann hieß es: Raus aus dem Rathaus! Deswegen waren wir nun lange Zeit in der neuen Turnhalle untergebracht. Nun ist es endlich so weit, dass wir planen, in unsere Räumlichkeiten zurück zu ziehen! Hoffentlich können wir im September einziehen.“
Erste Ideen, dass etwas bauseitig nicht okay ist, kamen schon auf, als nicht gerade kleine Teile der Fassade auf die Straße fielen. Nicht nur, dass Personen gefährdet werden könnten, führten dazu, dass das komplette Rathaus eingerüstet werden musste.
Der nächste Moment des Schreckens war dann der fast durchgebrochene Trägerbalken im Vorzimmer des 1. Stockes. Das rief dann Statiker, Bauspezialisten auf den Plan, die schnell feststellten, hier ist Bedarf einzuschreiten.
Nun ist auch nicht nur die Phase der Außenrenovierung sondern die Renovierungsphase im Inneren fast abgeschlossen. Spannend war für den Autor, dass im Büro des Bürgermeisters diverse große Baumaschinen standen und man aus dem Fenster zum Hof auf das Gerüst kam. Auch das ist vorbei.
Die Fassade wurde komplett von Verputzen befreit. Dabei stellte sich heraus, dass es erhebliche Schäden im Holzbau gab. In filigraner Kleinarbeit wurden keine Holzstücke in die Lücken eingefügt, bis alle Teile vom Fachwerkbau wieder Kontakt bekamen und für die kommenden Jahre als Zukunftssicher renoviert wurden. Die Innenteile des Fachwerkbaus wurden neu ausgestaltet und mit Lehmputz nach außen hin verputzt. Eine den historischen Vorlagen entsprechende Farbgestaltung konnte aufgetragen werden. Farblich wurden die Vorgaben aus der Vergangenheit des Rathauses umgesetzt.
Die nun doch 6-stellige anfallenden Kosten sind mehrheitlich für Handwerkerleistungen zu bezahlen – ein kleiner Teil nur für Material. Ein Holzbauer sagte, dass sie Stunden für die Herstellung der Kleinteile für das Fachwerk brauchten. Genau dasselbe stellt auch „Rheinhessen Lehmbau“ fest.
Thomas Becker-Theilig: „Wir haben bei der Renovierung der Fassade unbekannte Dinge gefunden, die wir fotografisch festgehalten wurden. Wir werden in Zukunft die Fotos dieser Fassadenteile ausstellen.“
Endlich – um das Wort Becker-Theiligs wieder aufzunehmen – sieht man die Fassade wieder und kann ihre Schönheit betrachten. In der nächsten Zeit werden nun auch die Fassaden zum Hof und zur Straße (Richtung Lenz) Gerüstfrei werden.
Nachhaltig wurde renoviert, so bescheinigen es die Bausachverständigen. Der Denkmalschutz hat trotz Bedenken die neuen Doppelglasfenster freigegeben. Auch wurden die Wände von innen isoliert. Alle Fußböden im 1. Stock wurden aufbereitet, der Ratssaal hat seine rustikale Holzverkleidung eingebüßt. Dafür wurden Lehmputz verarbeitet mit naturbelassenen Farben aufbereitet. Auch die Möblierung im 1. Stock kommt komplett neu für den Ratssaal und den Büros.
Nachhaltig bedeutet auch, Heizsysteme für die Zukunft auszurichten durch Deckenheizstrahler. Ebenso wurden alle Kommunikationssysteme auf Glasfaser umgestellt.
Thomas Becker-Theilig: „Was uns aktuell beschäftigt, ist der Sockel unseres Rathauses. Wir möchten den Bereich gerne offenlassen – die Denkmalschützern fordern, dass der Bereich wieder verputzt werden soll. Unsere Idee, den Bereich offen zu lassen, würde verhindern, dass das aufsteigende Wasser wieder hochkommt und wir in ein paar Jahren wieder alles neu machen müssen! Da haben wir eine Dissens mit den Denkmalschützern.“
Autor: Wolf-Ingo Heers
