NIEDER-OLM – „Cool“ sei das Gefühl, das nigelnagelneue iPad in den Händen zu halten, sagt Nui. Der Zwölfjährige hat soeben gemeinsam mit 815 weiteren Schülern der IGS in Nieder-Olm eines der Tabletts entgegengenommen. An seiner Schule hat der Landkreis Mainz-Bingen vor kurzem den öffentlich wirksamen Startschuss für die Tablet-Verteilung an den Kreisschulen gegeben. Ursprünglich war die Ausstattung mit den Geräten auf vier Jahre geplant. Die Corona-Pandemie beschleunigte die Bildungsoffensive. Der Landkreis nahm im Frühjahr eine Kurskorrektur vor. Sämtliche Schüler in den weiterführenden Schulen des Landkreises sollen zeitnah mit Tablets versorgt werden. Die Wahl der Apple-Produkte wurde mit der wissenschaftlich begleiteten Marktanalyse als die beste Voraussetzung für digitalen Unterricht begründet. „Damit sollen möglichst schnell auch die Kinder gut beschult werden können, die vielleicht zu Hause bisher kein Tablet zur Verfügung haben“, so der Erste Beigeordnete Steffen Wolf.
Die Landrätin Dorothea Schäfer, die persönlich der Übergabe beiwohnte, fügte hinzu: „Es ist gut, dass wir die soziale Ungerechtigkeit ausgleichen können.“
Bis Anfang Juni wurden rund 9.000 Anträge eingereicht. Mittlerweile haben an der Nieder-Olmer IGS fast alle Schüler ein mobiles Gerät dieser Art. „Die Schüler, die heute kein iPad bekommen, werden damit zeitnah versorgt“, sagte Schulleiter Jürgen Winzer. „Während der Schulferien hatten wir nicht alle Kinder und Familien erreicht“, sodass einige Anträge erst vor kurzem gestellt wurden oder noch müssen. Jedes Kind erhält ein individuell zugewiesenes Gerät. Bei der Nutzung der Tablets als Unterrichtsmittel entscheiden im Einzelnen die Schulfachbereiche über die Inhalte. Fällt eine Entscheidung über die Software, installiert die zuständige Abteilung beim Landkreis die Applikationen über ein zentrales System auf die Geräte. Alles läuft automatisch und schnell, sobald sich die Schule für bestimmte Programme und Lizenzen entschieden hat. Das Projekt ist zunächst auf vier Jahre angelegt und kostet rund acht Millionen Euro. Vier Millionen Euro fließen an Elternbeiträgen zurück. Die Nutzung kostet monatlich sieben Euro. Bei Anspruch auf Lernmittelfreiheit ist sie kostenlos. Land und Bund steuern drei Millionen Euro an Zuschüssen bei, sodass beim Landkreis gut eine Million Euro an Kosten verbleibt. Bis zum 11. September plant der Landkreis alle Schüler mit den digitalen Schreibtafeln zu versorgen. In vier Jahren sollen die iPads durch neue Geräte ersetzt werden. Auch die Verbandsgemeinde Nieder-Olm hatte erst kürzlich beschlossen zu gleichen Konditionen 650 iPads für die Schüler der 3. und 4. Klassenstufe sowie 100 Lehrer-Tablets anzuschaffen.
So wie Nui dürfte die Bildungsoffensive viele Kinder in Rheinhessen glücklich gemacht haben. „Ich habe noch nie ein iPad gehabt, nicht wirklich.“ Seinen neuen Lernstoffbegleiter will er heute „gleich auspacken und einrichten“.