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„Ein Leben für den Sport und für die Menschen“ Mit dem Günter-Achatz-Gedenkplatz ehrt Bodenheim einen Visionär

Der Gedenkplatz vor der Sporthalle würdigt das Engagement von Günter Achatz für die Gemeinde. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

BODENHEIM – Mit der Benennung des Platzes vor der Sport- und Kulturhalle im Bürgel zum „Günter-Achatz-Gedenkplatz“ ehrt die Ortsgemeinde Bodenheim einen Mann, der über fünf Jahrzehnte das sportliche und gemeinschaftliche Leben des Ortes geprägt hat.

Günter Achatz – geboren am 7. August 1950 – entstammte mütterlicherseits einer alteingesessenen Bodenheimer Winzerfamilie. Er wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern auf, machte nach der Schule eine Ausbildung zum Technischen Zeichner und war zunächst bei der Firma Hilge tätig, bevor er sich später selbstständig machte. 1993 heiratete er und kümmerte sich mit seiner Frau Rosi um sechs Kinder und fünf Enkelkinder.

Sein Lebensthema war der Turnsport. Bereits als Jugendlicher aktiv, engagierte er sich bald auch organisatorisch in seinem Verein, dem Turnverein Bodenheim (TVB). Die eigene Turnkarriere wurde 1983 gekrönt durch den Gewinn der Vize-Mannschaftsmeisterschaft im „Code de Pointage“, dem Kür-Sechskampf – als Aktiver und Trainer zugleich. Doch seine größten Verdienste liegen in seiner Arbeit hinter den Kulissen.

Günter Achatz Foto: privat

Mehr als 50 Jahre war Günter Achatz im Vorstand des TV Bodenheim aktiv – 40 Jahre als Oberturnwart, über 17 Jahre als Vorsitzender. Er organisierte Wettkämpfe, trainierte Mädchen- und Jungenmannschaften, förderte Talente, fuhr sie ins Leistungszentrum nach Weisenau und kämpfte unermüdlich für den Turnsport in der Region. Gemeinsam mit Kerstin Sinsel gründete er 2008 die erfolgreiche Turntalentschule Bodenheim, die 2009 offiziell vom Deutschen Turnerbund anerkannt wurde. Zudem war er aktiv im Turngau Mainz, im Rheinhessischen Turnerbund und im Kunstturnausschuss des DTB.

Sein größtes Lebensprojekt war jedoch die Planung und Umsetzung der Turnhalle im Bürgel. Ab 1997 setzte er sich mit aller Kraft für deren Bau ein – als Vereinsvorsitzender, Gemeinderatsmitglied und hartnäckiger Verhandlungspartner und, wie sich seine Ehefrau erinnert: „eigentlich auch als Bauleiter und Planer“. 2019 wurde die Halle endlich eröffnet – ein Meilenstein, der ohne seinen Einsatz kaum möglich gewesen wäre. „Er hat immer groß gedacht und wollte nur das Beste erreichen – für die Sportler, besonders für die Turner, für den Verein, für die Gemeinde. Dafür hat er leidenschaftlich gekämpft, ohne sich beirren zu lassen.“

Für sein herausragendes Engagement erhielt Günter Achatz 2019 den Sport-Obelisken des Landes Rheinland-Pfalz.

Für sein herausragendes Engagement erhielt Günter Achatz 2019 den Sport-Obelisken des Landes Rheinland-Pfalz. Foto: Sabine Longerich

„Bis Günter im Sommer 2021 aus gesundheitlichen Gründen den Vorstand verließ, hatte er die Geschicke des Vereins wie kein Zweiter geführt“, erinnert sich Gerd Offer, Vorstandsvorsitzender des TVB. „Die Zusammenarbeit mit ihm war hervorragend. Er war engagiert, hilfsbereit und einfach ein feiner Mensch.“ Sein Rücktritt war von Weitsicht und Bescheidenheit geprägt, was sich in seinen Abschiedsworten spiegelt: „Mein Bestreben galt immer dem Sport und den Menschen, die ihn ausüben und Verantwortung dafür übernehmen. Vereine und Verbände sind nur Mittel zum Zweck und sollen nie im Vordergrund stehen.“ Die Einweihung der dritten Halle, pünktlich zum 175-jährigen Vereinsjubiläum 2023, konnte Günter Achatz nicht mehr erleben. Er starb im Februar 2022 im Alter von 71 Jahren.

Für die Kunsthistorikerin Sabine Elsa Müller vereint der Gedenkplatz die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Turnsports in Bodenheim. „Es ist nicht nur ein mehrfunktionaler Raum, sondern auch ein Ort der Inspiration, der Erinnerung und des Miteinanders.“ Symbolisch stehe er für die Stärke der Gemeinschaft, die Freude am Sport und die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement.

Die Spuren, die Günter Achatz hinterlassen hat, bleiben jedenfalls sichtbar und tief im Bodenheimer Vereinsleben verankert. Seine Ehefrau Rosi und sein Bruder Alfons meinen wehmütig: „Sein Leben war zu kurz für das, was er noch alles vorhatte.“ Zu seinem Bruder habe Günter am Ende seines Lebens gesagt: „Wenn ich mal da oben bin, muss ich eigentlich wieder zurückkommen – ich habe noch so viel zu erledigen.“