KREIS GROSS-GERAU – Genau 70 Jahre verheiratet waren die Eheleute Christel und Rolf Hantschick aus Rüsselsheim vergangene Woche am 11. September. Aus Anlass dieser Gnadenhochzeit stattete Landrat Thomas Will den beiden – aus terminlichen Gründen zwei Tage später – einen Besuch in deren Wohnung ab, um nachträglich herzlich zu gratulieren. Er überbrachte Urkunde und Blumen und nahm sich Zeit, mit den Eheleuten ein wenig zu plaudern. Auf dem Wohnzimmertisch standen bereits die Urkunden von Land und Stadt, außerdem ein wunderschöner Blumenstrauß von den beiden noch lebenden von ursprünglich drei Kindern der Jubilare.
Die 1935 und 1936 geborenen Eheleute sind im Jahr 1957 mit ihrer damals dreijährigen ältesten Tochter aus der DDR gekommen. „Wir sind schwarz raus, sind angeblich nur in Urlaub gefahren“, erzählte Rolf Hantschick. Der Maschinenbauer, der aus Sachsen stammt, erinnert sich lebhaft an diese Zeit und an einzelne Situationen. Er arbeitete in den fünfziger Jahren mit daran, westlich von Fürstenberg/Oder die Hochöfen des späteren Eisenhüttenstadt zu bauen.
Für das Werk und die Infrastruktur drumherum wurden Hunderte Hektar Wald gerodet. Christel Hantschick hat als Mädchen dort geholfen: „Mit Schubkarren haben wir Sand weggeschleppt“, erinnert sich Christel Hantschick, deren Familie ursprünglich aus dem heutigen Polen stammte und von dort vertrieben wurde.
Später lernten sich die beiden beim Tanzen kennen und wurden ein Paar – das sich zum Weggehen über Berlin in den Westen entschloss. Wie sie damals beschattet wurden, erinnern sie noch genauso gut wie die Anspannung bei der Polizeikontrolle vorm Grenzübertritt in Bebra.
Verwandten folgend, landete die kleine Familie zunächst im Jagdschloss Mönchbruch, wo damals ein Altersheim untergebracht war. Mehrfach erhielten sie Hilfe von freundlichen Menschen, so dass sie schließlich aus absolut beengten Wohnverhältnissen in eine eigene Wohnung in Rüsselsheim umziehen konnten.
Rolf Hantschick fand Arbeit bei Opel, baute später das Corsa-Werk in Spanien mit auf: Die Familie wohnte daher für fünf Jahre in Südeuropa. Christel Hantschick, die in jungen Jahren mit einer Ausbildung zur Krankenschwester begonnen hatte, arbeitete an verschiedenen Stellen – im Krankenhaus, in einer Apotheke, als Haushaltshilfe bei einem Pfarrer – und kümmerte sich um die Kinder. Die beiden jüngeren, Sohn und noch eine Tochter, kamen 1960 und 1970 zur Welt.
Landrat Will hörte „interessante Geschichten“ aus dem Leben der Rüsselsheimer Jubilare und wünschte ihnen zum Schluss noch eine lange und glückliche gemeinsame Zeit.
Der Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau