BRETZENHEIM – Vor zehn Jahren wurde Bretzenheim Modell-Stadtteil für die offene Seniorenarbeit. Zu Beginn gab es Workshops, wo der Frage „Wie lebt es sich in Bretzenheim?“ nachgegangen wurde. Vor vier Jahren gab es einen Neustart mit der zweiten Auflage des städtischen Seniorenwegweisers, vor einem Jahr startete eine weitere Befragung von Bretzenheimer Seniorinnen und Senioren ab 60 Jahre. Das Ergebnis dieser Befragung stellten Janine Bardoux, städtische Koordinatorin für die offene Seniorenarbeit, und Ortsvorsteherin Claudia Siebner jetzt bei einer Informationsveranstaltung des Bretzenheimer Senioren-Netzwerks im Gemeindezentrum St. Bernhard vor.
„Immer mehr Senioren wollen immer länger im gewohnten Wohnumfeld bleiben“, erläuterte Claudia Siebner zu Beginn. „Dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen.“ Um zu sehen, wo der Schuh drückt, wurde die zweite Umfrage ausgewertet. Die gute Verkehrsanbindung, die zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten und die Nähe zur Innenstadt gefällt den 376 Seniorinnen und Senioren, die an der Befragung teilgenommen haben, in Bretzenheim am besten. 193 wünschen sich mehr Bewegungsangebote, 137 eine Nachbarschaftshilfe. Mehrfachnennungen waren möglich. 47 Befragte wünschen sich mehr gastronomische Angebote im Stadtteil. Die fehlende Kenntnis ist der Hauptgrund, warum bestehende Angebote für Senioren teils nicht wahrgenommen wurden. Gut die Hälfte der Befragten würde den kostenfreien ehrenamtlichen Fahrservice der Charity-Allianz gerne in Anspruch nehmen. In erster Linie zum Einkaufen und für Arztbesuche. 51 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, in eine seniorengerechte WG einzuziehen. Ein seniorengerechtes Wohnprojekt entsteht bald Vor der Frecht, wo das Gebäude des früheren Pflanzenschutzamtes unter Federführung der Wohnbau demnächst umgebaut wird (wir berichteten). Informationen wünschen sich die Seniorinnen und Senioren in erster Linie aus den Zeitungen, online, über Aushänge oder bei Besuchen der Ortsverwaltung. „Wir können als Seniorennetzwerk Anregungen weitergeben, wir können anstoßen, aber wir können nicht alles lösen“, betonte Janine Bardoux.
Viel wurde in den vergangenen Jahren umgesetzt, stellte Claudia Siebner heraus. Rund 20 Sitzbänke wurden auf Initiative des Fördervereins „Schönes Mainz-Bretzenheim“ im Ort installiert. Eine Drogerie gibt es nun im Gutenberg-Center. Auf dem Friedhof wurden die Wege saniert und eine neue Mikrofonanlage für die Trauerhalle angeschafft. Die TSG bietet eine Walkinggruppe, die DJK eine Wandergruppe für Senioren an. „Es gibt viele Angebote, aber es kommt offensichtlich nicht überall an“, bilanzierte Siebner. Umso wichtiger sei der städtische Seniorenwegweiser. In der anschließenden Diskussion wünschte sich eine Seniorin, dass der lange geplante Zebrastreifen auf der Haifa-Allee in Höhe des neuen Ärztezentrums schnellstmöglich installiert wird. Auch der neue Verein der Bretzenheimer Nachbarschaftshilfe stellte sich kurz vor. Er bietet eine Sprechstunde dienstags beim Verein „Zusammenarbeit mit Osteuropa“ (ZMO) an.
Oliver Gehrig