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„Und Gott, der Herr pflanzte einen Garten Eden gegen Osten hin.“ (1. Mose 2, 8) Kirche >>> Der Bibelgarten der Niersteiner Martinskirche

Ein schlichtes Kreuz aus Cortenstahl des Niersteiner Künstlers Eckhard Meier-Wölfle weist auf die Bestimmung des Gartens hin. Foto: Eckhard Meier-Wölfle

NIERSTEIN – „Ein Bibelgarten ist ein Themengarten, der in der Bibel erwähnte oder in der biblischen Welt vorkommende Pflanzen zeigt.“ So kann man es auf der Internetplattform Wikipedia nachlesen. Bis 2019 gab es etwa 160 solche Gartenanlagen. Im Jahr 2021 kam eine weitere hinzu: der Bibelgarten rund um die Martinskirche in Nierstein.

Initiator für die Neugestaltung des Kirchgartens war das damalige Mitglied im Kirchenvorstand Otto Schätzel. 2018 entwarf er ein preisgekröntes Konzept zur Kulturförderung in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz, das eine „spirituelle Tankstelle“ im Kirchgarten der Martinsgemeinde vorsah.

Als Grundlage für die Gestaltung des Kirchgartens diente die Bachelorarbeit von Jonas Roth, damals Student der Hochschule Geisenheim. Während der Planungsphase wurden Vorschläge im Kirchenvorstand diskutiert. (Förder-)Gelder wurden akquiriert mit Anträgen u. a. an die Ortsgemeinde Nierstein und das LEADER-Netzwerk, das europaweit Projekte für Kultur im ländlichen Raum unterstützt. Wegen der aufwändigen Restaurierung der efeubewachsenen mittelalterlichen Wehrmauer wurde der Denkmalschutz der evangelischen Kirche einbezogen. Die bekannte Gartenbauingenieurin Heike Boomgaarden und der Professor für Gartenbau Werner Ollig berieten die Verantwortlichen hinsichtlich der Bepflanzung und es fand ein öffentliches Kolloquium in der Gemeinde statt. Schließlich konnte eine beachtliche Anzahl großzügiger Spender gewonnen werden, um die Bepflanzung, die Beleuchtung, die Bänke und die Beschilderung zu realisieren.

Mit der Umsetzung des Bibelgarten-Projekts begann eine große Helfergruppe, ausgestattet mit Sachverstand und Herz, im Jahr 2019. Die Wehrmauer wurde fachmännisch saniert, die ehemals gepflasterten Wege mit einer wasserbindenden Decke versehen, die Gartenfläche mit Rasen eingesät und dort ca. biblische 20 Bäume und Pflanzen in den Boden gesetzt. Außerdem wurden mit QR-Codes versehene Täfelchen aufgestellt, die die Interessierten bei einem Rundgang informieren. So liest man auf Tafel Nummer 5, dass u. a. der Weinstock, der Granatapfel, ein Ölbaum, ein Feigenbaum sowie Zeder, Lilie und Mandelbaum im Garten zu finden sind. Damit sind sechs von den sieben wichtigsten Pflanzen des Heiligen Landes vorhanden.

„Weitere Pflanzen wie etwa ein Kräuterbeet, blühende Stauden oder verschiedene Getreidesorten sollen noch ergänzt werden – der Garten soll wachsen und sich entwickeln“, äußerte die Vorsitzende des Kirchenvorstands Sabine Bachmann-Pilz im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein weiterer Aspekt ist hier auch die ökologische Vielfalt und damit Bio-Diversität. Auch die Errichtung eines Brunnens in Form einer Brunnenstube wird erwogen sowie ein Labyrinth, dem Wunsch von Pfarrer Michael Graebsch entsprechend, das auf dem Boden verlegt werden soll.

Am 28. August 2022 wurde das neue Kirchgartenareal mit einem Gottesdienst und einem offiziellen Empfang feierlich eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben.

Ein knappes Jahr später, am 24. Juni 2023 erhielt die Anlage eine weiter Aufwertung. „Es war mir eine besondere Ehre, im Auftrag des Kirchenvorstands ein Kreuz für den Bibelgarten gestalten zu dürfen“, freut sich der Niersteiner Künstler Eckhard Meier-Wölfle. Für die Anbringung des Kreuzes an der denkmalgeschützten Mauer musste er eine Ausnahmegenehmigung bei der zuständigen Behörde beantragen! Das sehr schlicht gehaltene Kreuz besteht aus Cortenstahl. Dieser Stahl, verrät der Künstler, rostet nur einmal und bildet dann eine konservierende Schutzschicht, was eine lange Haltbarkeit garantiert. „Mein Thema ist das Licht“, so Meier-Wölfle. Bis zwei Uhr nachmittags scheint die Sonne auf diese Fläche, was ein ständig wechselndes Licht-Schatten-Spiel auslöst.

Im Turmhalbrund unter dem Kreuz findet während des Sommers einmal monatlich die abendliche Sommerkirche statt. Auch die Kindergarten-Abgänger hatten in diesem Jahr hier ihre Abschlussfeier. Und: Der angrenzende Wochenmarkt lädt in seiner Verlängerung zum Verweilen ein.

Neugierig geworden? Dann versäumen Sie es nicht, diesen kontemplativen Ort aufzusuchen und die einladende Atmosphäre zu genießen. Weiter Informationen finden Sie unter www.martinskirche-nierstein.de.

Ulrich Nilles